
Eine seltsame Szenerie war am Samstagmittag im Gewerbegebiet von Münster-Nienberge zu erleben. Denn während auf dem Parkplatz des DJK Sportclubs Nienberge nach und nach die PKW eintrafen, um später den Autokorso der „Querdenker“-Szene zu bilden, wurde die Gegend in einer Dauerschleife mit vorgefertigten Pamphleten beschallt. Und die waren offensichtlich von einer KI-Stimme vorgetragen und voller Angriffe gegen das „giftgrünlinke Altparteien-Regime“, auch die Behauptung „Eine Pandemie gab es nie“ wurde von der sonoren, aber eben irgendwie künstlichen Stimme ständig wiederholt.
Gegenüber im Sessendrupweg hatten sich Demonstranten, die dem Aufruf des „Keinen Meter“-Bündnisses gefolgt waren, hinter der polizeilichen Absperrung postiert, um mit ihren Mitteln gegen diese Corona-Verharmlosungen und die damit auch geäußerten extrem rechten Tendenzen zu protestieren. Waren es anfangs noch wenige, die dort in der nebligen Kälte ihre meist selbst gebastelten und oft sehr kreativen Plakate hochhielten, schätzte die Polizei ihre Zahl später auf 150 Demonstrierende ein.
Wesentlich weniger Menschen versammelten sich auf der anderen Seite. Statt der angemeldeten 30 waren es am Ende lediglich zwölf Fahrzeuge, die sich am Autokorso beteiligten, meist nur mit je zwei Personen besetzt. Laut den KFZ-Kennzeichen kam niemand von ihnen aus Münster, aber aus dem Münsterland sowie anderen Orten in NRW und Niedersachsen. Ursprünglich einmal angekündigte Personen, die der rechtsextremen Partei „Freie Sachsen“ zugeordnet werden, nahmen offenbar nicht teil.
Deutlich weniger „Querdenker“ als angemeldet
Anwesend war aber der Hagener DJ Michael Schele, der sich selbst als Querdenker bezeichnet und bundesweit schon mehrere solcher Autokorsos organisiert hat. Die Polizei Münster hatte ihn aber im Vorfeld als Versammlungsleiter und Redner abgelehnt, weil „der Anzeigende bei Versammlungen wiederholt strafrechtlich mit unterschiedlichen Parolen und Aussprüchen in Erscheinung getreten war“. Vor Ort in Nienberge fiel er vor allem mit seiner Pelzmütze der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR auf.
Eigentlich wollten die Veranstalter das Ganze näher an der Innenstadt durchführen. Aber das ließ die Polizei mit dem Hinweis auf mehrere andere, gleichzeitig stattfindende Großveranstaltungen nicht zu, allem voran dem Zweitliga-Spiel des SC Preußen Münster gegen Greuther Fürth. So durften die „Querdenker“ ihren Autokorso nur durch Münsters Westen führen, von Nienberge über die Steinfurter und die Austermannstraße nach Gievenbeck und weiter über Altenroxel nach Mecklenbeck und von dort über die Torminbrücke, den Rishon-le-Zion-Ring und die Steinfurter Straße zurück nach Nienberge. In einer Telegram-Gruppe winselten die Veranstalter deswegen: „Die äußerst undemokratische Stadt Münster hat es sich zur Aufgabe gemacht, es zu versuchen, uns mit allen undemokratischen Mitteln aus ihrer Stadt zu halten“.
Um kurz nach 16:00 Uhr traf der Autokorso wieder am Startpunkt ein. Größere Zwischenfälle habe es nicht gegeben, wie Polizeisprecher Jan Schabacker auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Es habe lediglich einige Störversuche mit Radfahrern auf der Strecke gegeben, die allerdings erfolglos verlaufen seien. Einen ersten Störversuch hatte es schon beim Start gegeben, als zwei Demonstranten sich dem Autokorso mit einer Antifa-Fahne in den Weg stellen wollten, aber schnell von Polizisten von der Straße gezogen wurden.
Nächste Kundgebung nächsten Samstag
Am nächsten Samstag findet auf dem Prinzipalmarkt die nächste Kundgebung der heutigen Organisatoren mit anschließendem Demonstrationszug statt. Unter dem Motto „Neuwahlen, die Chance zur Veränderung“ rufen die Veranstalter dazu auf, „ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie zu setzen“. Die Kundgebung soll um 13:00 Uhr beginnen, der Demonstrationszug um 14:30 Uhr starten.
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