
Die Stadt Münster will das Angebot an öffentlichen Toiletten ausbauen – doch ein offener Brief der Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe Münster sorgt für Diskussionen. Während der Rat am 3. September ein Konzept mit fünf neuen Standorten beschlossen hat, kritisiert die Arbeitsgemeinschaft, dass die geplanten Anlagen nicht dort entstehen, wo der Bedarf am größten ist. Besonders Teile der Innenstadt würden aus ihrer Sicht unzureichend berücksichtigt.
Wie die Stadtverwaltung Ende vergangener Woche erklärt hatte, sollen die neuen Toilettenanlagen an fünf priorisierten Standorten entstehen: Westseite Hauptbahnhof, Südpark, Coerdeplatz, Wienburgpark und Aasee-Kugeln. Parallel soll auch das Projekt „Nette Toilette“, bei dem Betriebe und Einrichtungen ihre WCs öffentlich zugänglich machen, weiter ausgebaut werden. Derzeit beteiligen sich daran 33 Partner, davon 18 in der Innenstadt und 15 in Hiltrup. Diese erhalten einen Betriebskostenzuschuss.
Hintergrund und Kosten
Seit Anfang 2024 betreibt die Stadt ihre öffentlichen Toiletten selbst. Zuvor war die Wall GmbH zuständig, die alten Anlagen aber zurückgebaut hatte, da eine Sanierung wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen wäre. Sechs städtische Anlagen wurden daraufhin instand gesetzt und werden aktuell von einer Reinigungsfirma betreut. Die neuen Toiletten sollen laut Stadt barrierefrei, geschlechtergerecht und vandalismussicher sein. Auch ökologische Aspekte wie Wassersparsysteme spielen eine Rolle. Bau, Reinigung, Wartung und Betrieb könnten künftig an einen externen Dienstleister vergeben werden. Die jährlichen Kosten pro Anlage werden auf rund 55.000 Euro geschätzt.
Kritik: Bedarf an anderen Orten
Die Arbeitsgemeinschaft begrüßt in ihrem offenen Brief grundsätzlich den Ausbau, bemängelt jedoch, dass die geplanten Standorte teilweise weit entfernt von den Orten liegen, an denen der Bedarf besonders groß sei „Gerade dort fehlen niedrigschwellige, jederzeit zugängliche Toilettenangebote“, heißt es in dem Schreiben. Besonders betroffen seien Bereiche wie die Hafenstraße, die Friedrich-Ebert-Straße, der Bremer Platz und stark frequentierte Teile der Innenstadt. Die Folgen der Unterversorgung seien im Alltag für alle spürbar. Wer regelmäßig am Bahnhof aus- oder umsteige, kenne den starken Uringeruch oder habe erlebt, über notdürftig hinterlassene Spuren steigen zu müssen. Niemand entscheide sich freiwillig für solche Notlösungen, betont die Arbeitsgemeinschaft – es fehle schlicht an Alternativen.
Die Unterzeichner fordern daher, die Standortauswahl zu überdenken und Toiletten dort zu errichten, „wo die Bedürfnisse offensichtlich sind“. Öffentliche Toiletten seien kein Luxus, sondern ein Grundrecht, das eng mit Menschenwürde verbunden sei.
Der Arbeitsgemeinschaft gehören die Träger der Wohnungslosenhilfe an: Bahnhofsmission, Caritas, Bischof-Hermann-Stiftung, Alexianer Johannisstift GmbH, Chance e.V., Indro, Arbeitsgemeinschaft Betriebssozialarbeit e.V., Diakonie Münster, Sozialdienst katholischer Frauen e.V. sowie der Verein „Ein Rucksack voll Hoffnung für Münster“.
- Ein Ort für die Sternenkinder Gemeinsam mit der Stiftung der Alexianerbrüder wird die Grabstelle für früh im Mutterleib verstorbene Kinder neu gestaltet - 9. November 2025
- Protest gegen Wegwerfmode Greenpeace stellt Kleiderstatue auf dem Prinzipalmarkt auf - 2. November 2025
- Mann drohte im Zug mit Bombe Entwarnung nach Polizeieinsatz im Hauptbahnhof am Wochenende - 28. Oktober 2025
