
Die Zucchini Sistaz hatten zum Konzert ins Theater Münster eingeladen, um ihr 15-jähriges Bühnenjubiläum zu feiern. Nach und nach bevölkerten dabei immer mehr prominente Gastkünstler die Bühne im Großen Haus, und so wuchs das Konzert zu einer echten Gala heran.
So präsentierten Tina „La“ Werzinger, Jule Balandat und Sinje „Schnittchen“ Schnittker nicht nur viele vertraute und einige neue Lieder, sie bekamen auch immer wieder Unterstützung. Manche Gäste wurden von Jule oder Tina angekündigt, andere schlichen mitten in einem Lied auf die Bühne, und einige hatten sich dafür sogar ein wenig verkleidet. Damit konnten sie aber nur selten den Moment hinauszögern, an dem sie vom Publikum erkannt wurden.

Kein Wunder bei den Halbmasken, die die drei Herren des Trios „Wildes Holz“ zunächst trugen. Sie musizierten neben dem Streichquartett um Christoph König und Schlagzeuger Rudi Marhold an diesem Abend wohl am häufigsten mit den Zucchini Sistaz. Ihren ersten Auftritt hatten sie allerdings nicht als Musiker, sondern als Kleiderständer: Sie präsentierten die allerersten, noch recht schlichten und günstig erworbenen Bühnenkleider des gemüsikalischen Trios, die Marie Nandico mitgebracht hat. Marie ist heute vor allem für das Theater Titanick aktiv, sie hat mit Jule und Tina in Lingen Theaterpädagogik studiert und war Gründungsmitglied der Zucchini Sistaz, bis Sinje 2014 ihre Position übernommen hat.
Zum Jubiläum stand das Trio nun zum ersten Mal zu viert auf der Bühne und sang mit „In The Mood“ a cappella das allererste Lied, das es bei der Gründung im Programm hatte. Für Duke Ellingtons „Mood Indigo“ im Stil der Boswell Sisters setzte Marie Nandico sich dann an den Flügel, der leider nur für dieses eine Lied parat stand.
Eine besonders hübsche Verkleidung trug Roland Jankowsky: eine wilde blonde Perücke mit einer Stoff-Zucchini oben drauf. Zusammen mit der obligatorischen Sonnenbrille à la Overbeck sah es etwas verwegen aus, als er zusammen mit Sinje, Jule und Tina den Swing-Klassiker „Puttin’ on the Ritz“ in der deutschen Version als „Fragen Sie Frau Schmitz“ sang.
Aber nicht nur musikalisch konnten die Zucchini Sistaz dank der vielen Gäste aus dem Vollen schöpfen, sondern auch komödiantisch. Es begann mit dem Kabarettisten Thomas Philipzen, mit dem sie vor einigen Jahren mal zusammen auf Tour waren. Er brachte nicht nur in Zeitlupe die Trommelschlegel für den Einsatz bei „Sing, Sing, Sing (With a Swing)“, sondern präsentierte mit Unterstützung des Trios sein Lied vom „analogen Bootcamp“, in dem er vorschlägt, eine Schlachterei neben einem Veganen Hotel zu eröffnen, im AfD-Büro in Thüringen nach Praktikumsplätzen für Asylanten aus Syrien zu fragen oder sich im Biene Maja-Kostüm in die Fankurve von Schalke zu stellen.
Comedienne Lisa Feller trat in einem ziemlich gewagten Cowboy-Outfit mit Leopardenfellmuster auf. Sie hatte sich breitschlagen lassen, ebenfalls ein Lied mit den Zucchini Sistaz zu singen. Bei „Ring of Fire“ unterstützte sie der ziemlich breitbeinige Cowboy Philipzen.
Ein komödiantischer Höhepunkt war sicher der Auftritt von Gerburg Jahnke. Die langjährige Gastgeberin von „Ladies Night“ hat die Zucchini Sistaz als erste ins Fernsehunterhaltungsprogramm geholt. Sie beschrieb, wie die drei damals mit dem Zug zur Aufzeichnung nach Köln kamen. Die Frisuren mit vielen Lockenwicklern unter Tüchern hätte sie aussehen lassen wie Aliens: „Großer Kopf auf schmalen Schultern. Dazu noch die Instrumentenkoffer, in denen auch Waffen hätten stecken können – heutzutage würde man sie wohl festnehmen.“ Ähnlich wie Lisa Feller zierte auch sie sich zunächst, ein Lied zu singen. Aber es gab eins, das Gerburg Jahnke immer am Ende gesungen hatte, wenn die Zucchinis sie auf Tour begleitet haben. Darin stellt sie sich zur Melodie von Gordon Lightfoots „If You Could Read My Mind“ mit einem betrunkenen französischem Akzent vor, wie es wäre, eine Flasche, eine Zigarette oder ein Haufen Scheiße zu sein.
Für einen weiteren Höhepunkt des Abends sorgte der Grafiker Robert Nippoldt, der das Cover zur zweiten CD der Zucchini Sistaz gestaltet hat. Hier setzte er sich wie bei seiner Show „Ein rätselhafter Schimmer“ an den Zeichentisch mit Kamera und Übertragung auf die große Leinwand im Hintergrund der Bühne. Dort ließ er zunächst zwei Pinsel tanzen, als wären es seine Beine, um dann mit einigen gekonnten Pinselstrichen ein Aquarell von den drei Zucchini Sistaz als Tänzerinnen zu malen. Das sollte nach dem Konzert im Theaterfoyer für einen guten Zweck versteigert werden. Tatsächlich erbrachte die Versteigerung einen Betrag von 2.300 Euro zu Gunsten des Pelikanhauses.
Bevor es zum großen Finale kam, bei dem sich alle Gäste des Abends noch einmal zusammen auf der Bühne zeigten, übergab Tobias Reisige vom Trio Wildes Holz quietschgrüne Blockflöten an die drei Damen in Grün. Nicht nur als Geschenk, sondern um sie zu einer kleinen Unterrichtsstunde zu nötigen, bei der am Ende das Lied „Viva la Vida“ von Coldplay herauskam. Auch nach dem zweistündigen Programm hatte das Publikum noch nicht genug und bewegte die Zucchinis mit Standing Ovations zu ein paar Zugaben, bis sich das Geschehen in das Foyer und später den Theatertreff verlagerte, wo noch bis in die Nacht gefeiert wurde.
Insgesamt eine grandiose Jubiläumsfeier, die so sicher nicht viele musikalische Gruppen zu ihrem 15-jährigen auf die Beine stellen können. Und die am 9. November noch eine Fortsetzung finden wird, aber sicher nicht mit den gleichen Überraschungsgästen wie gestern. Aktuell scheint es auch dafür keine Karten mehr zu geben, aber es könnte sich lohnen, auch kurzfristig unter www.friedenskapelle.ms nachzusehen.
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Noch mehr Bilder vom Jubiläumskonzert der Zucchini Sistaz am 12. Oktober könnt ihr in unserer Fotostrecke finden:
Fotostrecke: Jubiläumskonzert der Zucchini Sistaz (12.10.2025)
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