Gehopfte Reise abseits der Fernsehbiere Das achte Bierfest Münster bis 3. Juni 2023 auf dem Schlossplatz

Bei "Two Chefs Brewing" aus Amsterdam wird mit spritzig-hopfigen Bieren angestoßen". (Foto: K. / H. Angenent)
Bei „Two Chefs Brewing“ aus Amsterdam wird mit spritzig-hopfigen Bieren angestoßen“. (Foto: K. / H. Angenent)

Zusammen mit der ersten sommerlichen Brise weht auch ein Hauch von Hopfen über den Schlossplatz. Es wird Zeit für sommerliches Wetter und damit auch Zeit, die Bierfest-Saison einzuläuten. Zum mittlerweile achten Mal hält der fahrende Bierzirkus vom 1. bis zum 3. Juni auch auf Münsters „schönstem Multifunktionsparkplatz“, um flüssige Gaumenfreuden unters Volk zu bringen. Wir haben uns mit Veranstalter Michael Solms zu einem Rundgang durch seine kleine große Welt der Biere getroffen und stellen hier einige Highlights kreativer Braukunst vor.

Auch wenn es bereits das achte Bierfest an dieser Stelle ist, fühlt es sich nach der Corona-Zwangspause immer noch wie ein Neuanfang an. Das schlägt sich auch in der Zahl der mitreisenden Bierspezialisten nieder: „Einige Teilnehmer sind schlicht nicht mehr da, die haben aufgegeben“, so Solms. Der großen Biervielfalt tut das jedoch keinen Abbruch, auch die Preise sind – trotz hochwertiger Zutaten – noch etwa auf dem Stand von vor der Pandemie. Und so langsam geht es dann auch wieder bergauf in der Craft-Beer-Szene unter freiem Himmel: „Wir ziehen ja durch ganz Deutschland, aber Münster ist zusammen mit Hannover unser stärkstes Fest“

Veranstalter Michael Solms entführt die Gäste beim Bierfest am "längsten Tresen" in die bunte Welt der Biere. (Foto: K. / H. Angenent)
Veranstalter Michael Solms entführt die Gäste beim Bierfest am „längsten Tresen“ in die bunte Welt der Biere. (Foto: K. / H. Angenent)

Am „längsten Tresen“ von Michael Solms ist vor allem sein Highlight der letzten Jahre Thema: an den B(r)auwagen wird besonders gerne New England IPA aus Leeds ausgeschenkt: es ist genau wie das Milkshake IPA ein „Hopfen-Smoothie“ – nicht zu süß, aber sehr aromatisch. „Heute machen alle New England, es ist ein Einstiegsbier, aber auch ein Bier für die Mittel- und Langstrecke. Ein Bier für immer“, so Solms. Wir probieren auch noch die Nummer 5 am langen Tresen, das Cerveza Espana, das Solms Frau in Spanien entdeckte: ein interessantes, herbes Bier mit bitterer Note.

Weiter geht es mit einem Abstecher ins niederländische Nachbarland, das heute nur wenige Schritte entfernt liegt, zu Two Chefs Brewing. Die beiden gelernten Köche sind seit 10 Jahren am Markt, inzwischen mit eigener, per Crowdfunding sehr erfolgreich finanzierter Brauerei in Amsterdam. Hier hat sich ein eigener Klassiker der kleinen Brauerei etabliert: „Funky Falcon ist ein super Einstiegsbier für alle, die neugierig sind auf Craft Beer“, sagt Lukas von Two Chefs Brewing, aber es gibt auch ein erstaunlich fruchtiges Weizen. Das Bier der sympathischen Amsterdamer, gebraut mit Zutaten aus aller Welt, ist außerhalb der Niederlande vor allem in Berlin und Hamburg zu bekommen, wird aber aber auch in Münster in der Dock Bar an der Aegidiistraße ausgeschenkt.

Unsere nächste Station ist der „kriminell gute“ Stand der Munich Brew Mafia, die schon zum vierten Mal auf dem Münsteraner Bierfest anzutreffen sind. Auch die kreativen Münchener Spezialitäten gibt es in Münster in der Dock-Bar und gelegentlich auch bei den Craft-Beer Kollegen von Finne, die auf diesem Bierfest direkt nebenan ausschenken. Hier ist der Tipp der Redaktion eindeutig: das Coco Loco Stout mit Kokos – laut unserem Redakteur eine „abgefahrene Kombi“, die sich das Prädikat „richtig geil“ redlich verdient hat. Die Münchener Jungs sind schon seit einigen Jahren mit Leidenschaft dabei – und mit erstaunlichem Einsatz: „Wir machen alles mit nur drei Leuten, nur an einem Tag der Woche gönnen wir uns eine Aushilfe für unseren Laden.“ 400.000 Halbe werden jährlich in der eigenen Brauerei in Landsberg vor den Toren Münchens produziert. So trotzt man als kleines, aber solides Unternehmen den Herausforderungen am umkämpften Biermarkt und bleibt anpassungsfähiger als Großbrauerein: „Wir können flexibel auf den Markt reagieren“, so Alex, einer der Köpfe hinter der Munich Brew Mafia.

ALLES MÜNSTER Redakteur Michael Wietholt bei der Eröffnung des Bierfestes. (Foto: K. / H. Angenent)
ALLES MÜNSTER Redakteur Michael Wietholt bei der Eröffnung des Bierfestes. (Foto: K. / H. Angenent)

Unsere letzte Station ist der Stand von Deisterbräu aus dem Deister bei Hameln. Die Niedersachsen sind zwar zum ersten Mal in Münster auf dem Bierfest, hegen aber rege familiäre Beziehungen hierher und fühlen sich daher wie zuhause. Hier wird traditionell regional und handwerklich gebraut, viele Biere entstehen aus Bio-Rohstoffen – also ein „Craft Beer“ im eigentlichsten Sinne, auch wenn man sich selbst nicht so bezeichnen würde. Alle Rezepte sind 50 Jahre und älter, einige wurden aus einer alten Klosterbrauerei übernommen. Exotische Zutaten sucht man hier vergebens, stattdessen kommen Freunde süffiger, ehrlicher Handwerksbiere voll auf ihre Kosten. Für Herbst und Winter sind weitere Biere und artverwandte Getränke in kleiner Auflage geplant, zum Beispiel Cider aus heimischen Äpfeln im Herbst und Winterbock zu Weihnachten.

Im Supermarktregal sucht man die Deister-Spezialitäten jedoch vergeblich: Es gibt generell keinen Flaschenverkauf, die Biere werden ausschließlich direkt ins Fass abgefüllt und nur über den Ausschankwagen auf unterschiedlichsten Veranstaltungen und in ausgewählten Gastronomiebetrieben ausgeschenkt – meist in Kombination mit den passenden Speisen. „Wir machen seit 2006 alte Brau-Tradition aus Leidenschaft“, so Ingo von Deister-Bräu. Unsere Empfehlung ist hier das Bernstein, ein süffiges, rundes Bier, gut geeignet für Anfänger und alle, die ein wirklich gutes Handwerksbier zu schätzen wissen.

Das Bierfest Münster findet noch bis zum 3. Juni auf dem Schlossplatz statt.

(Fotos: Katja Angenent / Holger Angenent)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert