Fahrradklima-Test: Münster wieder auf Platz 1 Münster ist beim ADFC-Fahrradklima-Test 2024 Sieger in der Kategorie der Städte mit 200.000 bis 500.000 Einwohnern

Münster ist erneut auf Platz eins beim ADFC-Fahrradklima-Test 2024 – auch dank der vielen Fahrradstraßen, die inzwischen eingerichtet wurden. (Archivbild: Thomas Hölscher)

Da sind den Verantwortlichen bei der Stadt wohl wieder ein paar Steine vom Herzen geplumpst: Münster darf sich immer noch als so etwas wie eine „Fahrradhauptstadt“ nennen. Jedenfalls hat unsere Stadt sich beim Fahrradklima-Test 2024 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in der Kategorie der Städte mit 200.000 bis 500.000 Einwohnern wieder einmal den Spitzenplatz gesichert – vor den üblichen Konkurrenten, den badischen Städten Freiburg im Breisgau und Karlsruhe.

Zugegeben, als die Stadt Münster im Dezember 2024 in einer Pressemeldung gefeiert hat, dass hier so viele Menschen wie noch nie ihre Stimmen für den Fahrradklima-Test abgegeben haben, sind wir noch etwas skeptisch geblieben. Denn das hätte auch heißen können, dass viele diesen Kanal nutzen, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken. Aber nun konnte die Stadt doch wieder melden, dass Christian Schmelter, Abteilungsleiter der städtischen Mobilitätsplanung im Amt für Mobilität und Tiefbau, die Auszeichnung für Münster als Siegerin in ihrer Kategorie am Dienstag in Berlin entgegen genommen hat.

Die Stadt erhielt damit „erneut eine Spitzenbewertung von Radfahrerinnen und Radfahrern und bestätigt damit ihre Vorreiterrolle für eine nachhaltige Verkehrswende“, verkündet die Pressemitteilung dazu nicht ohne Stolz und ergänzt: „An der Preisverleihung nahm auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder teil“. Der erste Preis spiegele „die konsequenten Investitionen in Verbesserungen für den Radverkehr wider“, heißt es dort weiter.

„Münster und Radfahren – das gehört einfach zusammen“

„Münster und Radfahren – das gehört einfach zusammen“, meint auch Oberbürgermeister Markus Lewe, der selber viele Strecken in Münster mit dem Fahrrad zurücklegt. „Dass wir beim ADFC-Fahrradklima-Test wieder ganz vorne mit dabei sind, verdanken wir dem Engagement vieler Menschen in unserer Stadt. Dieses Ergebnis bestärkt uns darin, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen: für eine sichere, komfortable und zukunftsfähige Fahrradinfrastruktur, die den Klimaschutz stärkt und das Miteinander in Münster fördert.“

Stadtbaurat Robin Denstorff verweist auf die klaren Ziele für die Mobilität in Münster und die Vielzahl umgesetzter Maßnahmen: „Seit der letzten Abstimmung des ADFC in 2022 ist in Münster einiges passiert: Mit Schillerstraße und Dieckstraße sind zwei weitere Fahrradstraßen in neuen Standards fertiggestellt worden. Insgesamt gibt es nun über 16 Kilometer Fahrradstraßen in Münster. Auch die Wilhelmstraße wird in den kommenden Wochen zur roten Fahrradstrecke.“

Als weitere Pluspunkte werden die digitale und technische Radverkehrsinfrastruktur im Stadtgebiet genannt, wie 13 Radverkehrszählstellen, die wertvolle Daten für die Radverkehrsplanung liefern sollen: „An der Bismarckallee sowie am Coesfelder Kreuz können alle, die hier vorbeiradeln, die Daten tagesaktuell auf einer Stele ablesen“. An neuen Radservicestationen an der Schmeddingstraße und am Horstmarer Landweg kann man seit 2024 Luft in seine schlappen Reifen pumpen. Und dank Beschilderung durch Grünpfeile an vielen Kreuzungen können Radfahrer leichter rechts abbiegen.

Die Bestnoten für Münster und das Ranking der Siegerstädte mit 200.000 bis 500.000 Einwohnern beim ADFC-Fahrradklima-Test 2024. (Foto: Stadt Münster / Amt für Kommunikation)
Volt: „Münster bleibt Fahrrad-Hauptstadt – aber tritt auf der Stelle“

Der Partei Volt ist aufgefallen, dass Münster beim ADFC-Fahrradklimatest unter den Städten seiner Größenordnung zwar am besten abgeschnitten hat, aber nicht gerade mit einer Spitzennote: „Trotz der Spitzenplatzierung bleibt die Gesamtnote bei einem nüchternen „Befriedigend““, stellt die Partei in ihrer Pressemitteilung fest. „Es ist ein Ergebnis, das nicht durch Begeisterung auffällt – sondern durch Stagnation. Denn bereits 2022 erhielt Münster dieselbe Bewertung. Für Volt Münster ist klar: Platz 1 mit einer Drei vor dem Komma ist kein Grund zur Selbstzufriedenheit – sondern ein klarer Auftrag zum Handeln“.

Für die Partei Volt sei dieses Ergebnis kein Anlass zur Resignation – sondern ein Weckruf: „Wenn Münster seine Klimaziele ernst nimmt, dann muss das Fahrrad zu einer echten, sicheren und komfortablen Alternative für alle werden – nicht nur auf Plakaten, sondern auf der Straße. Was andernorts längst Realität ist, sollte in Münster endlich konsequent umgesetzt werden: sichere  Kreisverkehre nach niederländischem Vorbild, durchgängige Velorouten, intelligente Ampelschaltungen und rund um die Uhr zugängliche Fahrradparkhäuser. Die Vorbilder in den Niederlanden und Dänemark zeigen, wie es geht – Münster muss den Anschluss endlich wieder suchen“.

Reaktionen der anderen Parteien

Die CDU Münster schreibt auf ihrer Facebook-Seite: „Für uns als CDU Münster ist klar: Gute Radinfrastruktur ist kein Selbstzweck, sondern Teil einer ausgewogenen und vernünftigen Verkehrspolitik. Wir setzen auf Sicherheit, Alltagsnähe und ein faires Miteinander aller Verkehrsteilnehmer – statt ideologischer Einbahnstraßen.“

Stephan Brinktrine, OB-Kandidat der SPD Münster, hat eine aktuelle Forderung: „Die adaptive Beleuchtung an der Kanalpromenade ist ein guter Kompromiss zwischen Artenschutz und Sicherheit – und darf nicht einfach abgeschaltet werden.“

Größte Befragung zum Radfahrklima weltweit

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit. Alle zwei Jahre bewerten Radfahrer die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte und Gemeinden. 2024 nahmen bundesweit über 212.811 Personen aus 1.047 Kommunen teil. In Münster beteiligten sich knapp 2.700 Radfahrende an der Umfrage – mehr waren es nur in den Millionenstädten Köln, Hamburg und Berlin.

Die gesamten Ergebnisse könnt ihr online auf der Homepage fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse des ADFC finden, weitere Informationen der Stadt zur Verkehrsplanung unter www.stadt-muenster.de/verkehrsplanung.

Ein Kommentar

  1. Immer wieder heißt es, Münster habe überdurchschnittlich viele Radwege. Das mag sicher stimmen, doch was nutzt das, wenn diese Radwege in einem teilweise katastrophalen Zustand sind? Hier ein Beispiel von vielen: Fahr doch mal spaßeshalber den Kolde-Ring von der Kreuzung Weseler Str. in Richtung Aasee herunter. Wenn Du dabei den Lenker ganz ganz fest hältst, dann fällst Du vielleicht nicht vom Rad, hast aber erst mal ein Schütteltrauma. 🥴 Und solltest Du gerade frische Eier und Erdbeeren im Gepäck haben, so hast Du anschließend Rührei und Erdbeermus. 😠 Also: Wenn eine Stadt sich mit ihren vielen Radwegen rühmt, dann sollte sie diese bitte auch in einem fahrbaren Zustand erhalten.

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