Satte 100 Minuten für gut(e) 100 Leute

ERDMÖBEL bei ihrem Konzert im Sputnik-Café. (Foto: Marius Münster)
ERDMÖBEL bei ihrem Konzert im Sputnik-Café. (Foto: Marius Münster)

Mit „Hinweise zum Gebrauch“, dem Titelsong des im Februar neu erschienenen Albums, starteten ERDMÖBEL ihr Konzert am Mittwochabend dieser Woche im Sputnik-Café am Hawerkamp in Münster. Eine launige Ansage anschließend von Bassist und musikalischem Admin der Band Ekki Maas weist die Richtung.

Klar, es sollen die zehn neuen Songs vorgestellt werden. Da aber trotz der, sich vor Lobeshymnen beinahe überschlagenden Musikkritiker-Riege, das Publikumsecho eher bescheiden ausfiel, will man die Stimmung gleich zu Anfang etwas auflockern mit dem beliebten „In den Schuhen von Audrey Hepburn“. Die gute Hundertschaft von treuen Fans inklusive persönlicher Freunde und Familie ist von Moment an gut drauf.

Trotzdem: „Show“ kann guten Gewissens niemand das nennen, was die vier Musiker aus Münster und Telgte mit Wohnort Köln auf der Bühne veranstalten. Beinahe konsequent verweigern Sänger, Gitarrist und Wortakrobat Markus Berges, Ekki Maas, Keyboarder Wolfgang Proppe und Drummer Christian Wübbe sämtliche sowieso eher anachronistischen Rituale von üblichen Rock- und Pop-Veranstaltungen. Keine breitbeinigen Posen, kein „die Arme hoch!“ und es sind auch keine Marshall-Verstärkertürme auf der Bühne, die es zu erklimmen gibt. Allerdings besitzt so ein ERDMÖBEL-Liederabend auch keine geplante Dramaturgie oder so was wie Action. Höchstens mal ein Sing-a-long mit dem Publikum bei „Blinker“ oder beim aktuellen Hit „Hoffnungsmaschine“ – bei dem aber leider eine zweite (hohe) Stimme, ähnlich der von Studiosängerin Judith Holofernes, nicht nur vom Autor dieser Zeilen mit Bedauern vermisst wurde.

(Foto: Marius Münster)
(Foto: Marius Münster)

Andere Songs des neuen Albums wirkten live fast gegensätzlich zum Eindruck der Musikkonserve. Während die Up-Tempo-Nummer „Party deines Lebens“ beim Abhören der CD eher nervt, wird sie nun vom Publikum dankbar angenommen und heftig bejubelt. Andererseits funktioniert der an sich wunderbare Text von „Tutorial“, gesprochen zu einer sich gebetsmühlenartig wiederholenden Melodie, live nicht die Bohne.

Frau und Mann scheinen aber fast alle das klasse Video von „Tutorial“ zu kennen, in denen 20 Schauspielerinnen zum „Tränen fließen lassen“ angeleitet werden – einige im Publikum schließen die Augen und erinnern sich an diese Videobilder. Geweint wird aber nicht. Doch das Konzert hat bewiesen, dass die meisten Songs von „Hinweise zum Gebrauch“ als Neuentdeckung dankbar angenommen werden. Darunter „ Ich bleibe jung“, „Barack Obama“ und vor allem die Komposition „Veloso Bar“, die rhythmisch kongenial den Text über das original „Girl from Ipanema“ in Szene setzt.

Als der Abend mit tollen Songs von den Alben „Für die nicht wissen wie“, „Krokus“ und „Kung Fu Fighting“ nach gut 100 Minuten inklusive diverser geforderter Zugaben beendet wurde, gehen alle gut gelaunt gen Heimathafen. Musikalisch blendend unterstützt wurde das Stammquartett von ERDMÖBEL durch Christa Becker an der Querflöte und dem neuen Mann an Saxophon und Posaune Karsten Süßmilch. Eingeleitet wurde der Abend übrigens exzellent vom musikalischen Vorprogramm des Kölner Singer/Songwriter ERIC PFEIL und seiner Begleitband „Die Realität“.

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