Ein familiärer Abend bei Adam Riese Tom Gaebel, Katinka Buddenkotte und Tom Naber stellten als Gäste der Live-Show im Atlantic Hotel einige Gemeinsamkeiten fest

Adam Riese, Katinka Buddenkotte, Tom Naber, Markus Paßlick, Tom Gaebel und Jens Heinrich Claassen. (Foto: Thomas Hölscher)
Adam Riese, Katinka Buddenkotte, Tom Naber, Markus Paßlick, Tom Gaebel und Jens Heinrich Claassen. (Foto: Thomas Hölscher)

„Die Donots haben ihren Auftritt beim Vainstream Rockfest abgesagt, weil sie dann auf einer Hochzeit in Amelsbüren spielen“. Damit begann das kleine Theaterstück, für das Markus Paßlick den Gästen Katinka Buddenkotte und Tom Gaebel, der „Assistentin“ Jens Heinrich Claassen und dem Gastgeber der Adam Riese-Show die Worte in den Mund legte, mit denen sie bei Festival-Veranstalter Tom Naber um die prestigeträchtige Position als Ersatz-Headliner beim Vainstream buhlten. Auf spielerische Weise kamen so am Ende noch einmal alle Hauptpersonen des Abends auf die Bühne im Engelsaal des Atlantic Hotels.

Tom Gaebel sang auch einige Lieder aus seinem Repertoire. (Foto: Thomas Hölscher)
Tom Gaebel sang auch einige Lieder aus seinem Repertoire. (Foto: Thomas Hölscher)

Dieser inszenierte Wettstreit konnte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die aktuelle Adam Riese-Show am letzten Sonntag ausgesprochen familiär ausfiel. Das lag vor allem daran, dass alle drei Talk-Gäste einen starken Bezug zu Münster hatten. In den Gesprächen des Abends stellte sich zudem heraus, dass es bei ihnen einige biographische Überschneidungen gab. Kein Wunder bei der Autorin und Kabarettistin Katinka Buddenkotte und dem Festival-Veranstalter Tom Naber, die beide 1976 in Münster geboren wurden und hier zur Schule gingen. Aber auch den Sänger, Entertainer und Bandleader Tom Gaebel, der nur ein Jahr älter ist, zog es zu seiner Schülerzeit in Ibbenbüren oft nach Münster. Denn was für die Münsteraner ein Trip nach New York sein möge, das sei für ihn als junger Ibbenbürener damals die Fahrt nach Münster gewesen: „Wenn wir was Großes erleben wollten, sind wir nach Münster gefahren. Wenn’s nicht ganz so groß sein musste, nach Osnabrück“.

Für den jungen Ibbenbürener Tom Gaebel war Münster eine Metropole. (Foto: Thomas Hölscher)
Für den jungen Ibbenbürener Tom Gaebel war Münster eine Metropole. (Foto: Thomas Hölscher)

Es zog ihn dann aber doch in die weitere Welt hinaus. In Amsterdam studierte Tom Gaebel Musik mit dem Hauptfach Jazzgesang. Er wurde schließlich einem breiterem Publikum bekannt, als Stefan Raab für eine TV-Show einen Sänger suchte, der zu einer Big Band passt, wie es Robbie Williams gerade populär gemacht hatte. Damit war ein Grundstein für Gaebels bis heute andauernde Karriere gesetzt. Schon seit frühester Kindheit spielte er verschiedene Instrumente, nach zehn Jahren Geige wechselte er als Jugendlicher zur Posaune und zum Schlagzeug. Das trommelte er in der Band Goresaw, mit der er und seine drei Brüder mehr Rock-Parodie als Punk darboten, wie wir in der Show anhand eines Video-Ausschnitts erfuhren. Als Schlagzeuger stieg Gaebel auch bei der münsterschen Band Die Zwillinge und die Blechgäng ein, die er über einen längeren Zeitraum begleitete. So ist es nicht verwunderlich, dass er bei dem obligatorischen Spiel die Stimme von Zwilling Richard „Ritski“ Bracht als einzige auf Anhieb und ohne jegliche Hilfe erkannt hat, während er sich mit denen anderer, prominenterer früherer Gäste der Show deutlich schwerer tat.

Katinka Buddenkotte trug eine ihrer Poetry Slam-Geschichten vor. (Foto: Thomas Hölscher)
Katinka Buddenkotte trug eine ihrer Poetry Slam-Geschichten vor. (Foto: Thomas Hölscher)

Die Bracht-Zwillinge spielten auch für den zweiten Talkgast, Katinka Buddenkotte, eine gewisse Rolle. Sie verriet, dass sie als Schülerin am Schillergymnasium 1992 an einem Wettbewerb einer der hiesigen Zeitungen teilnahm, bei dem es Konzertkarten für den damals noch gar nicht so bekannten Helge Schneider zu gewinnen gab. Um in diesen Genuss zu kommen, musste sie drei Interviews mit bekannten Münsteranern einsenden, gleich das erste davon konnte sie mit den Zwillingen Gerd und Richie Bracht führen. Mit dem Schreiben und Vortragen ihrer Texte verdient sie heute ihr Geld, wobei der große Harry Rowohlt ihren Namen für gewagt hielt: „Hätte ich ihn mir für einen Protagonisten ausgedacht, wäre er mir vielfach um die Ohren geschlagen worden,“ zitierte Katinka Buddenkotte den inzwischen verstorbenen Autor und Übersetzer, der die Worte „Aber Respekt an die Eltern!“ hinzugefügt haben soll. Ähnlich wie Tom Gaebel verhalf eine Fernsehsendung ihr zu einer größeren Popularität. Von ihrem ersten Buch waren noch nicht viele Exemplare verkauft, als Jürgen von der Lippe es in seiner Sendung „Was liest du?“ vorstellte. Schon am nächsten Tag gingen doppelt so viele Bestellungen ein, als ihr Verlag für die Erstauflage gedruckt hatte.

Katinka Buddenkotte und Tom Naber waren gleichzeitig Schüler in Münster, aber an unterschiedlichen Schulen. (Foto: Thomas Hölscher)
Katinka Buddenkotte und Tom Naber waren gleichzeitig Schüler in Münster, aber an unterschiedlichen Schulen. (Foto: Thomas Hölscher)

Mit dem ersten Talkgast, Tom Naber, verband Budenkotte, dass beide in den Schulferien mit dem gleichen Veranstalter von Jugendreisen nach Portugal gefahren sind („nur sechs Toiletten für hunderte Schüler – und davon waren drei auch noch kaputt“). Ansonsten hat Tom Naber als Schüler oft ganz andere Dinge als seine Altersgenossen unternommen. Weil er eindeutig unter dem Einfluss seiner deutlich älteren Brüder stand, sang er schon als Sechsjähriger Lieder von Slime und anderen Punkbands nach, durfte seinen großen Bruder Frank in die berüchtigte Kneipe Kronenburg begleiten und für einen MC-Sampler sogar ein Lied mit Äni(X)Väx, der Band von Frank Naber und Adam Riese, einsingen oder wohl eher mitgrölen.

Tom Naber kam schon in ziemlich jungen Jahren zum Punk. (Foto: Thomas Hölscher)
Tom Naber kam schon in ziemlich jungen Jahren zum Punk. (Foto: Thomas Hölscher)

Eingeladen hatte der Gastgeber ihn aber wegen seiner Tätigkeit als Veranstalter des Vainstream Rockfests. Dabei erzählte er, dass dieses eintägige Festival für Hardcore und Metal stets einen Act bucht, der aus einem ganz anderen Genre kommt. So wie in diesem Jahr der Deutsch-Rapper Marteria oder in früheren Jahren K.I.Z. oder der parodistische Schlagersänger Christian Steiffen, der „für meinen Geschmack viel zu gut angekommen ist“, wie Tom Naber zugab. Natürlich plauderte er auch aus dem Nähkästchen und beschrieb, wie Lemmy von Motörhead unbedingt mit einem Auto von der Bühne in den nur wenige Meter entfernten Backstagebereich gebracht werden wollte, während die anderen Bandmitglieder hinterhertrotten mussten. Die Geschichte von dem Punk-Musiker, der von seiner Band hinter der Bühne in der Sputnikhalle vergessen und erst am nächsten Tag beim Aufräumen gefunden wurde, bescherte Tom Naber die größten Lacher des Publikums.

Jens Heinrich Claassen begeisterte mit seinem Lied "Spieleabend". (Foto: Thomas Hölscher)
Jens Heinrich Claassen begeisterte mit seinem Lied „Spieleabend“. (Foto: Thomas Hölscher)

Tom Gaebel hingegen war natürlich nicht nur als Talkgast gekommen, sondern er sang auch ein paar Songs zur Begleitung der Hausband, den Original Pumpernickel um Markus Paßlick, von „Cuando, cuando, cuando“ bis „Words (Don’t Come Easy)“ und schließlich „New York, New York“. Diesen Hit von Frank Sinatra zelebrierte Gaebel zum Abschluss des Abends zusammen mit Jos Gerritschen, wobei sich ihre Stimmen wunderbar ergänzten. Das ehemalige Mitglied der inzwischen aufgelösten 6-Zylinder stellte auch ein paar Lieder aus seinem eigenen Repertoire vor, wobei vor allem ein von ihm selbst geschriebenes zur deutsch-französichen Freundschaft zu Beginn der Show hervorzuheben ist. Eigene Lieder präsentierte auch die „Show-Assistentin“ Jens Heinrich Claassen, der eben nicht nur Wassergläser, Geschenke und Blumen auf die Bühne brachte. Sein humoristisches Selbsterfahrungslied „Spieleabend“ begeisterte das Publikum noch mehr als alle anderen Darbietungen des Abends.

Viel zu schnell war der auf familiäre Art sehr unterhaltsame Abend zu Ende, den auch ein medizinischer Notfall kaum beeinträchtigte. Anders als gewohnt, konnte Showmaster Adam Riese noch nicht die Gäste der nächsten Show am 17. September bekannt geben. Inzwischen sind aber immerhin zwei Zusagen eingetroffen: So können wir uns zum einen auf den Schauspieler Heinrich Schafmeister freuen, der in den frühen Filmen der Krimireihe „Wilsberg“ den Manni spielte, und zum anderen auf den Salonmusiker Uwe Rössler, der mit seinem Tiffany-Ensemble schon mehrfach die Besucher der Friedenskapelle verzauberte. Das Ganze findet dann wieder im hoch gelegenen Saal im Atlantic Hotel statt, der Vorverkauf hat bereits begonnen.

 

Ein Kommentar

  1. Schöner Bericht. Entlich mal ´n Kritiker, dessen Arbeit man anmerkt, dass er nicht nur wirklich vorort war, sondern den Anekdoten und Geschichten aufmerksam gelauscht hat und den gesamten schönen Abend wachrufend, auf den Punkt bringt.

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