In knapp drei Jahren werden die Skulptur Projekte wieder viele kunstbegeisterte Menschen nach Münster locken. Heute wurde das internationale Kuratorinnenkollektiv „What, How and for Whom/WHW“ als künstlerische Leitung der Skulptur Projekte 2027 präsentiert, bestehend aus Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović. Damit liegt die Verantwortung der weltweit bedeutenden Ausstellung erstmals allein in den Händen von Frauen.
Die alle zehn Jahre in Münster stattfindenden Skulptur Projekte hatte Dr. Klaus Bußmann, der damalige Direktor des heutigen LWL-Museums für Kunst und Kultur, 1977 zusammen mit Kasper König gegründet. Und König, der am 9. August verstorben ist, war bis zu seinem Rücktritt nach den Skulptur Projekten 2017 der langjährige künstlerische Leiter dieser Ausstellung. Bei der Abschluss- und Abschiedsveranstaltung 2017 hatte er noch viele in Münster mit dem Vorschlag irritiert, die nächsten Skulptur Projekte erst 2028 stattfinden zu lassen.
Davon ist jetzt aber nicht mehr die Rede, denn die Träger der Skulptur Projekte, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Münster, möchten sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, das 50-jährige Bestehen zu feiern. So unterstrich Oberbürgermeister Markus Lewe: „Mit den Skulptur Projekten verwandelt sich Münster alle zehn Jahre in ein internationales Kunstzentrum, das interessierte Menschen aus aller Welt anzieht. Die immense Aufmerksamkeit, die unsere Stadt dadurch erfährt, schärft unser kulturelles Profil und positioniert uns als wichtigen Standort des internationalen Kunstgeschehens.“
Der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann, sagte heute bei der Präsentation des Kuratorinnenkollektivs: „Die Skulptur Projekte sind als Seismograph ihrer Zeit zu verstehen. Sie sind in der Region und weit darüber hinaus ein einzigartiges Ereignis, das stark von aktuellen Entwicklungen in der Kunst und Zeitgeschichte beeinflusst wird. 2027 werden die Künstlerinnen und Künstler wieder unter veränderten Vorzeichen Projekte entstehen lassen: Themen wie Demokratie, Krieg, Ressourcen, Wachstum und Klima werden dabei sicherlich eine Rolle spielen.“
Auswahl der künstlerischen Leitung
Mit der Übertragung der künstlerischen Leitung an WHW endet eine Ära. Um den Wechsel fachlich fundiert zu gestalten, zogen die Träger der Ausstellung rund 120 Expertinnen und Experten zu Rate, die Vorschläge für eine siebenköpfige internationale Findungskommission unterbreiteten. Die Kommission vereinte eine breite Palette an Erfahrungen, inhaltlichen Schwerpunkten sowie geografischen und altersbezogenen Perspektiven aus der zeitgenössischen Kunst und Architektur. Nach eingehender Prüfung der kuratorischen Konzepte empfahl sie WHW als neue künstlerische Leitung.
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Mit WHW haben wir eine Leitung gefunden, die in der Lage ist, die Skulptur Projekte als Plattform für offene Diskussionen zu etablieren und konstruktiv auf die aktuellen globalen Herausforderungen einzugehen. Dies ist von großer Bedeutung, insbesondere für deutsche Kultureinrichtungen.“
Neue künstlerische Leitung: What, How and for Whom / WHW
In den letzten drei Jahrzehnten haben sich WHW in ihrer Arbeit mit Fragen der Kollektivität auseinandergesetzt. Die Gruppe untersucht in erster Linie den Zusammenhang zwischen verdrängter Geschichte und den drängenden Problemen der Gegenwart. Der nächsten Ausgabe der Skulptur Projekte sehen die drei Kuratorinnen mit Spannung entgegen. So ließ das Kollektiv WHW in einer Stellungnahme verlauten: „Nach dem Erfolg früherer Ausgaben wollen wir das Vermächtnis der Skulptur Projekte weiterentwickeln. Dafür möchten wir neue künstlerische Vorschläge und Denkweisen einbringen, die es in Münster noch nicht gab. Wir wollen die sozialen und politischen Spannungen der Gegenwart durch unsere Arbeit mit den Künstler:innen und der Stadt angehen und auf den Praktiken des Feminismus und Kollektivismus sowie auf den vielen früheren Experimenten mit öffentlicher Kunst aufbauen. Wie kann Kunst im öffentlichen Raum heute die Fragilität von Demokratie, Ökologie und dem Zusammenleben sinnvoll thematisieren? Kann sie gegenseitigen Respekt und Selbstbestimmung stärken? Wie können wir den pädagogischen Anspruch, den die Skulptur Projekte seit ihren Anfängen haben, neu formulieren? Dies sind die Fragen, die unsere kuratorische Reise in den nächsten drei Jahren prägen werden.“
WHW schlägt vor, den „transnationalen öffentlichen Raum“ als einen Ort zu verstehen, an dem die Beziehungen zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie der Öffentlichkeit im Rahmen der Skulptur Projekte 2027 untersucht und an dem die komplexen Herausforderungen der heutigen Zeit angegangen werden können. Dieser Raum kann sowohl an einem konkreten Ort wie Münster als auch in digitalen oder realen „anderen Welten“ existieren, die das Bewusstsein vieler Menschen weltweit beeinflussen. Dabei betonen die Kuratorinnen, dass die Gespräche, die sie im kommenden Jahr mit Künstlerinnen und Künstlern sowie lokalen Gemeinschaften führen, entscheidend für die Konzeptionierung des Projekts sein werden.
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