Der Schöpfer des verborgenen Kirchturms Prof. Dr. Guillaume Bijl ist gestorben

Die Skulptur "Archäologische Stätte (Eine Sorry-Installation]" von Guillaume Bijl. (Foto: Michael Bührke)
Die Skulptur „Archäologische Stätte (Eine Sorry-Installation]“ von Guillaume Bijl. (Foto: Michael Bührke)

Er gehörte während der Skulptur Projekte 2007 zu den großen Publikumslieblingen – der Kirchturm, der in einer Grube wie ein Ausgrabungsobjekt zu besichtigen war. Schöpfer des Werks „Archaeological Site (A Sorry Installation)“ war Guillaume Bijl. Am 14. Juni ist Bijl im Alter von 79 Jahren verstorben, wie die Kunstakademie Münster am Mittwoch in einem Sondernewsletter bekannt gab.

Guillaume Bijl wurde 1946 im belgischen Antwerpen geboren und lehrte von 2001 bis 2011 als Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Münster. Von 2005 bis 2009 war er Prorektor in der Hochschulleitung. Als Sohn eines Hafenarbeiters und einer Angestellten in einer Telefongesellschaft wurde Bijl eine Karriere als Künstler nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Als Autodidakt startete er mit der Malerei, während er parallel ein Wirtschaftsstudium begann, dieses aber wieder abbrach. Nachdem er ein weiteres Studium unvollendet ließ, wendete er sich vollständig der Kunst zu. Nach rund anderthalb Jahrzehnten Malerei begann er 1979 mit den ersten Arbeiten im Bereich Konzept- und Installationskunst.

Seine Arbeiten sind oft kritisch-ironisch und mitunter absurd, so wie die Figur eines Mannes in Bürokleidung, der auf einem Betonsockel Handstand macht. Die Skulptur „Ein neuer erfolgreicher Tag (ohne Aktenkoffer und Krawatte)“ steht seit 2008 in Wuppertal. Bijls Arbeiten waren Teil zahlreicher internationaler Ausstellungen wie der Biennale von Venedig, der documenta und natürlich der Skulptur Projekte Münster.

Kunstwerk 2015 zugeschüttet
Heute erinnert nur noch ein kleiner Hügel an das Werk der Skulptur Projekte 2007. (Foto: Michael Bührke)
Heute erinnert nur noch ein kleiner Hügel an das Werk der Skulptur Projekte 2007. (Foto: Michael Bührke)

Obwohl sein ausgegrabener Kirchturm auch nach den Skulptur Projekten 2007 weiterhin für viel Zulauf sorgte, wurde das Werk nicht wie andere Skulpturen von der Stadt angekauft. Nach einigem Hin und Her ließ Guillaume Bijl 2013 während einer Tagung einen Brief verlesen, in dem er das Zuschütten seiner Arbeit wünschte. Nach Rücksprache mit Kaspar König wurde dieser Wunsch im April 2015 umgesetzt. Seither befindet sich an dem Ort auf einer Wiese zwischen Mühlenhof und Allwetterzoo ein Hügel, unter dem der Kirchturm ruht.

In ihrem Sondernewsletter erinnert die Kunstakademie an den verstorbenen Künstler: „In Trauer nehmen wir Abschied von einem großen Künstler, der uns über viele Jahre begleitet und inspiriert hat. Neben seinem unermüdlichen Engagement für die Kunst und die Hochschule, werden auch die langen Nächte, in denen er als DJ alle zum Tanzen brachte, in Erinnerung bleiben.“

Der Künstler Guillaume Bijl. (Credit: documenta archiv / Foto: Dieter Schwerdtle)
Der Künstler Guillaume Bijl. (Credit: documenta archiv / Foto: Dieter Schwerdtle)

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