„Hurra, die Welt geht unter“ – K.I.Z. bringen Münster zum Beben

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Audio88 & Yassin machten die ausverkaufte Halle Münsterland für K.I.Z. warm. (Foto: wf / weber)

Schon am Samstagnachmittag befand sich Münsters Bahnhofsviertel im absoluten Ausnahmezustand, HipHop-Fans wohin das Auge blickte. Grund dafür war die Berliner Hip-Hop-Formation K.I.Z., bestehend aus den drei Rappern Maxim, Nico und Tarek, die am Abend die Ehre hatten, die ausverkaufte Halle Münsterland zum Beben zu bringen. Ihre aktuelle Tour trägt den Namen „Hurra, die Welt geht unter“ und wird diesem mehr als gerecht, denn die Hauptstädtler schafften es, knapp 6000 Fans einen unvergesslichen Abend zu bescheren.

Pünktlich um 20:00 Uhr gab es erst mal ein wenig Vorprogramm. Das ebenfalls aus Berlin stammende Rap-Duo „Audio 88 & Yassin“ heizte dem ohnehin schon vor Enthusiasmus strotzenden Publikum in guter alter Hip-Hop-Manier ordentlich ein. Dass auch sie anspruchsvollen Hip-Hop, der durch seine intelligenten und sarkastischen Texte überzeugt, machen, bewiesen sie eindrucksvoll und rückten so ihr aktuelles Album „Normaler Samt“ (eine Anspielung auf das cineastische Meisterwerk von David Lynch) ins rechte Licht. Zum Abschluss des Warm-Ups trällerten die Berliner zusammen mit den gut 6000 Fans ein Geburtstagständchen für Maxim (K.I.Z.). „Audio 88 & Yassin“ hinterlassen ein zufriedenes und vor allem entspanntes Publikum, welches es aber kaum erwarten kann zusammen mit K.I.Z. endlich die Welt untergehen zu lassen.

Ein wenig Geduld war dennoch gefragt. Nach kurzer Umbaupause ging der Abend aber endlich in die lang ersehnte heiße Phase. K.I.Z. startete basslastig mit „Duhastaufdeinemkokaturndeine…“ und während die Massen nach den ersten erklingenden Tönen schon völlig aus dem Häuschen waren, fiel der weiße Vorhang und gab ein einmaliges Bühnenbild frei. In der Mitte, hinter zwei Panzeratrappen thronte DJ Craft, der nicht nur für den einmaligen Sound der Berliner sorgt, sondern mittlerweile zu einer bedeutsamen Instanz innerhalb der Band geworden ist. Gerahmt wurde die Bühne von mehrere Meter hohen, salutierenden Zinnsoldaten, im Hintergrund eine riesige Leinwand, die zu jedem Song das passende Bildmaterial liefert. Der Anblick der Bühne war gigantisch und Maxim, Tarek und Nico fügten sich, in ihren, augenscheinlich maßgefertigten, schwarzen Trainingsanzügen, perfekt in das Gesamtbild ein.

(Foto: wf / weber)
Imposantes Bühnenbild, derbe Texte und jede Menge Bass bei K.I.Z. (Foto: wf / weber)

Das Berliner Rap-Trio lieferte in den dann folgenden knapp zwei Stunden eine grandiose Show. Die Auswahl der Songs war eine Kombination aus aktuellen Singleauskopplungen wie „Kannibalen in Zivil“, Titel aus der jüngsten Vergangenheit („Urlaub fürs Gehirn“) und älteren, unter den Fans als Klassiker geltenden Tracks wie „Spast“. Die Songs waren, wie gewohnt wortgewandt, ironisch, derb und manchmal auch einfach nur grenzwertig, aber ebenso intelligent wie genial. Während in einem Song, „Adolf Hitler als deutscher Bad Boy“ besungen wird, ist der nächste Titel ein nachdenkliches Statement zum „konsumgeilen Kapitalismus“.

Die Stimmung in der Halle Münsterland war ausgelassen, die Massen waren textsicher und feierten mit der Band ihre ganz eigene „Untergangsparty“. Fast wären die Ereignisse, die in der Freitagnacht die ganze Welt erschüttert haben in Vergessenheit geraten. Bewusst wurden Ansprachen zu dem Thema wohl vermieden, aber K.I.Z. wären ihrem Ruf als Skandal-Rapper nicht gerecht geworden, hätten sie nicht doch ein kurzes Statement dazu abgegeben. In gewohnter, zugegebenermaßen aber etwas herben K.I.Z.-Manier hieß es nach einigen kräftigen Schlücken aus der Champagnerflasche dann: „Angesichts der gestrigen Ereignisse wäre es pietätslos heute keinen Champagner zu trinken!“

Alles in allem war es ein Fest, ein riesiger Kindergeburtstag für Erwachsene. Für diese wenigen Stunden ist die Welt in der Halle Münsterland tatsächlich untergegangen, zumindest war es Urlaub fürs Gehirn.

(Renata dos Santos)

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