Buchbesprechung „Panik! Das hammerkrasse Tournee-Ende“

Autor Willi Karkoska (li.) und Panik-Rocker Udo Lindenberg, der verblüffende Ähnlichkeit mit der Buchfigur "JB" hat. (Foto: Archiv Karkoska)
Autor Willi Karkoska (li.) und Panik-Rocker Udo Lindenberg, der verblüffende Ähnlichkeit mit der Buchfigur „JB“ hat. (Foto: Archiv Karkoska)

Tumult in Münsters angesagtem Kultur-Club: das letzte Konzert der Tournee von Deutschlands erfolgreichster Rockband kann nicht stattfinden. Der Sänger ist plötzlich spurlos verschwunden. Burn-Out? Drogen? Alkohol? Sex? Oder doch ein Verbrechen? Musiker, Manager, Veranstalter und auch die Kripo tappen im Dunkeln. Unser Gastautor Marius Münster hat „Panik! Das hammerkrasse Tournee-Ende“, das neue Buch von Wilhelm Karkoska, gelesen und verrät, worum es geht.

Die Kripo Münster ermittelt. Und schnell erhärtet sich ein Verdacht. JB, die kultisch verehrte Galionsfigur der Rockgruppe „Jo and the Firewalls“, wurde entführt. Die Presse wittert fette Beute. Wildeste Spekulationen werden Schlagzeilen. Und im Internet rotten sich JB-Fans zusammen, um auf eigene Faust nach ihrem Idol zu suchen.

Spätestens seit Autoren der griechischen Mythologie den ewig geilen Göttervater Zeus in der Gestalt eines Stiers die Königstochter Europa entführen liessen, ist ’shanghaien‘ ein beliebtes Herzstück von Szenarien aus Literatur und Film. Während wir aber bereits zu Anfang der Geschichte wissen, dass der Trojaner-Prinz Paris seine Helena aus Liebe entführte, und dass die miese Krankenschwester aus Stephen Kings „Misery“ den, durch einen Autounfall schwer verletzten Autor Paul nur deshalb ans Bett fesselt, weil ihr der Schluss seines letzten Romans nicht gefiel, lässt Karkoska seine Leser fast bis zum Ende der Story über das Motiv der Entführung von JB schmoren.

Immer wieder ist von einer ausgeflippten Psychopathin die Rede, die wahrscheinlich die Entführung inszenierte. Und während Presse, Musiker, Fans und Kripo nur mutmaßen, was an diesem Samstag im Mai geschehen sein könnte, erfahren die Leser bald zumindest soviel: tatsächlich wurde JB von einer Frau um die 50 in einem kargen, muffigen Raum an ein unbequemes Bett gefesselt. Aber warum? Das bleibt spannend bis zum Ende des Romans.

Wilhelm Karkoska bleibt mit diesem Krimi seinem Lieblingsthema treu. Bereits Anfang 2014 veröffentlichte er mit „Steffi Stephan – Die Biographie“ einen Einblick ins Panik-Universum. Wirken Formulierungen innerhalb seiner Kriminalgeschichte gelegentlich etwas hölzern und ungelenk, manchmal sogar durch ständiges Wiederholungen der Fakten recht langatmig, so entschädigt er die Leser bei den Dialogen. Die humorig galligen Wortgefechte der beiden sehr unterschiedlichen Charaktere von Hauptkommissar Benno Klöppel und Oberkommissarin Karin Lau sind pointiert. Die Unterhaltungen zwischen Entführerin ‚Rose‘ und Opfer JB sind voll von psychologischer Brisanz, genau wie die inneren Monologe von JB.Im Mai starten Udo Lindenberg und das Panikorchester ihre aktuelle Tournee. Wollen wir hoffen, dass niemand auf die Idee kommt, diese spannende Geschichte zu ernst zu nehmen.

Wilhelm Karkoska heisst der Autor dieser außergewöhnlichen Kriminalgeschichte. Noch vor dem Prolog der Story wird darauf hingewiesen, dass "Rückschlüsse durch in diesem Buch genannte Personen auf lebende und auch tote Personen vom Verfasser nicht beabsichtigt und somit rein zufällig" sind. Coverfoto und Buchtitel "Panik! Das hammerkrasse Tournee-Ende" enthüllen aber plakativ, dass das Entführungsopfer Jo Butol deutliche Ähnlichkeiten aufweist mit der Gronauer "Nachtigall aus Billerbeck" Udo L. Und auch die einzelnen Musiker des Panik-Orchesters finden sich fein karikiert wieder bei der Beschreibung der "Firewalls".

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