„Die Rolling Stones machten ihr Versprechen wahr! Sie haben die deutschen Mädchen zum Kreischen gebracht“, schrieb vor 50 Jahren eine münstersche Tageszeitung. Am 11. September 1965 trat die „härteste Band der Welt“, wie die Tourneeplakate verkündeten, in Münster auf. „Die Rolling Stones – Das erste Deutschland-Konzert am 11. September 1965 in Münster“ heißt denn auch die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum Münster. Sie erinnert an diesen für Stones-Fans denkwürdigen Tag.
Über 80 Fotos hat Kurator Dr. Axel Schollmeier aus dem Fundus des Pressefotografen Willi Hänscheid ausgewählt. Gemeinsam mit Sohn Wolfgang hatte der zahlreiche Aufnahmen vom Auftritt der Rolling Stones gemacht. „Die Vielfalt dieser Aufnahmen und vor allem die Nähe der Fotografen zu den Musikern ist heute nicht mehr vorstellbar und macht die Bilder zu besonders eindrucksvollen und spannenden Dokumentationen“, zeigt sich Museumsleiterin Dr. Barbara Rommé begeistert.
Bereits zum zweiten Mal präsentiert der stellvertretende Leiter des Museums Schollmeier eine Ausstellung zum Auftritt der damals schon legendären Rockband. Neue Dokumente und Fotos aus Privatbesitz ergänzen die Fotoausstellung und erlauben erstmals auch einen Blick hinter die Bühne. Für echte Stones-Fans bietet die Ausstellung außerdem eine Hörstation mit den Konzertsongs, aber auch Filmausschnitte der beiden Auftritte in Münster.
„Bravo“ meldet die Sensation
Im August 1965 vermeldete die Jugendzeitschrift Bravo, dass die britische Rockband „The Rolling Stones“ im September erstmals für einige Konzerte nach Deutschland kommen würde. Das Auftaktkonzert sollte am 11. September in Münster stattfinden. Während Eltern vor Ausschreitungen und Krawallen warnten, fieberten viele junge Menschen der Ankunft der Rolling Stones in Deutschland entgegen.
Das erste Konzert in der Halle Münsterland wurde zur Sensation. Der große Ansturm auf die Karten führte dazu, dass die Rolling Stones nachmittags und abends spielten. Vier Vorgruppen stimmten die 5000 Konzertbesucher musikalisch ein. Die Auftritte der Rolling Stones dauerten jeweils nur eine knappe halbe Stunde und umfassten acht Musikstücke. Zugaben hatte die Band nicht im Repertoire. Trotz des kurzen Auftritts der Musiker entfesselte ihr Besuch in der Halle Münsterland große Begeisterungsstürme. Erfolgsstücke wie „Satisfaktion“ oder Mick Jaggers ausgefallene Bühnenperformance rissen sämtliche Konzertbesucher von ihren Stühlen. „Zehntausend in Beat-Ekstase“, titelte die Presse später.
Der Pressefotograf Willi Hänscheid und sein Sohn Wolfgang konnten sich frei auf der Bühne bewegen und fotografierten den Auftritt der Rolling Stones aus nächster Nähe. So entstanden viele eindrucksvolle Porträts der fünf jungen Briten.
Aber nicht nur die Atmosphäre während des Konzerts und die Begeisterung der Fans hat Hänscheid mit der Kamera eingefangen, auch die Nervosität der Ordnungshüter wurde von ihm dokumentiert. Da man Ausschreitungen befürchtete, wurden neben deutscher Polizei auch holländische und britische Militärpolizei sowie deutsche Feldjäger von der Geschäftsleitung der Halle Münsterland und Münsters Polizei angefordert.
Fans blieben friedlich
Anwesend waren auch verschiedene Polizeipräsidenten, deren Städte im Verlauf der Tournee von den „Stones“ noch besucht werden sollten. Sie beobachteten vor allem das Verhalten der Fans. Vor der Bühne saßen 120 freiwillige Helfer des Technischen Hilfswerks, die im Notfall den Sturm auf die Bühne zu verhindern hatten. Neben wenigen uniformierten Polizisten sollen sich zwei Hundertschaften in Zivil unter die Zuschauer gemischt haben. Das Konzert in der Halle Münsterland verlief jedoch weitgehend friedlich, anders als wenige Tage später in Berlin. Dort wurde die Waldbühne völlig zerstört.
Die Ausstellung „Die Rolling Stones – Das erste Deutschland-Konzert am 11. September 1965 in Münster“ wird bis zum 13. September 2015 im Stadtmuseum gezeigt.
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