Wie steuern wir die Ausgaben für Flüchtlinge?

Markus Kreuz, Kämmerer der Stadt Hamm, erklärt den Studierenden, was in dem Projekt zu tun ist. Kreuz hat selbst auch an der FH Münster BWL studiert. (Foto: FH Münster/Pressestelle)
Markus Kreuz, Kämmerer der Stadt Hamm, erklärt den Studierenden, was in dem Projekt zu tun ist. Kreuz hat selbst auch an der FH Münster BWL studiert. (Foto: FH Münster/Pressestelle)

Noch im Sommer war oft zu lesen, dass ein Asylbewerber die Kommunen rund 1.000 Euro im Monat kosten würde. „Doch dieser Wert war – wenn überhaupt – nur grob geschätzt“, so der Kämmerer der Stadt Hamm, Markus Kreuz. Um die Diskussion zu versachlichen, arbeitete er gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Schreiber von der FH Münster und einer Studierendengruppe daran, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

„Das Thema Flüchtlinge ist für die Kommunen hoch aktuell, da niemand im Moment die Kosten pro Flüchtling seriös beziffern kann“, schildert Schreiber vom Fachbereich Wirtschaft das Problem. Diese Zahlen würden aber für die Verhandlungen mit Bund und Ländern dringend benötigt, da die Kommunen die Kosten nicht alleine tragen könnten. Mit dem Projekt soll den Kommunen nun eine Hilfestellung für die finanzwirtschaftliche Steuerung der Flüchtlingsströme gegeben werden.

Im ersten Schritt entwickelte das Projektteam dazu ein Konzept für eine Vollkostenrechnung. Das heißt, sie analysierten alle Aufwendungen, die mit einem Flüchtling in Verbindung stehen. Darin enthalten sind etwa die Unterbringung sowie die medizinische und sonstige Versorgung. Schreiber: „Bislang wurden Kosten darüber hinaus, wie für das Jugendamt, Schulen oder Leistungen des kommunalen Jobcenters, nicht eingerechnet.“ Diese müssten zukünftig über geeignete Schlüsselungen berücksichtigt werden, wenn eine ganzheitliche Kalkulation entstehen solle, so der Professor für Controlling. Ein weiteres Problem stellte dar, dass die bestehende Kostenrechnung der Kommunen nach Ämtern und Produkten gegliedert ist. „Flüchtlinge sind hier als Kostenträger bislang nicht vorgesehen.“

Das neue Konzept des Projektteams soll bei der Stadt Hamm in den nächsten Wochen zum ersten Mal eingesetzt werden, um genaue Kosten zu kalkulieren. „Das ist für uns eine große Hilfe“, sagt Kreuz von der Stadt Hamm. Ob die berechnete Summe am Ende reicht, um einen Flüchtling zu integrieren, könne er trotzdem nur schwer sagen. Denn auf die Stadt Hamm kämen außerdem noch Ausgaben für Integration,  die Betreuung in Kindertageseinrichtungen, Schülerbeförderung und zusätzliches Personal zu. „Letztendlich ist entscheidend, wie schnell es gelingt, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, nur so können die Sozialsysteme perspektivisch wieder entlastet werden“, so das Fazit von Kreuz. Für ihn sind dabei Sprachkenntnisse der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration.

„Das Thema ist emotionsgeladen und politisch sehr aktuell, deshalb hat uns eine Mitarbeit in dem Projekt gereizt“, sagt Student Nicolas Metz. Kolja Westermann stimmt ihm zu: „Es ist spannend, zu erfahren, dass Systeme in der Praxis manchmal an ihre Grenzen stoßen, dass Zahlungsströme unheimlich komplex sind und dass man sehr viel Flexibilität mitbringen muss.“ Genau darin liegt auch aus Schreibers Sicht der Lernerfolg der Studierenden: „Sie haben in dem Projekt erlebt, dass es oft keine eindeutigen Ziele und Lösungen gibt.“ Man müsse sich einem Ergebnis schrittweise nähern. Das Thema sei so komplex, dass die Berücksichtigung aller Details und Einzelfälle vollkommen unmöglich ist. Schreiber: „Am Ende läuft es darauf hinaus, einen Kompromiss zwischen Aufwand und Genauigkeit zu suchen.“

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