„Ruckzuck von schwarz zu weiß“ – Interview mit Vittorio Alfieri

In der Krimi-Reihe "Wilsberg" spielt Vittorio Alfieri den Chef des Finanzamtes Münster. (Foto: cabe)
In der Krimi-Reihe „Wilsberg“ spielt Vittorio Alfieri den Chef des Finanzamtes Münster. (Foto: cabe)

Bei der nächsten „Wilsberg“-Folge „MünsterLeaks“ geht es um eine Steuer-CD, die dem Finanzamt Münster angeboten wird. Ekki Talkötter bekommt den Fall von seinem Chef Grabowski übergeben, der ihm nach jedem Rückschlag bei den Ermittlungen in den Rücken fällt. Wir haben aus diesem Anlass mit dem Grabowski-Darsteller Vittorio Alfieri gesprochen.

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Können Sie sich noch daran erinnern, dass Sie ALLES MÜNSTER vor fast vier Jahren, im Februar 2014, schon einmal ein Interview gegeben haben?

Daran kann ich mich grob noch erinnern. Damals hab ich gesagt, dass ich abends gerne mal ein Bier trinke – und das hat Adam Riese direkt in seine Show aufgenommen. Dabei ist es ja nun nicht so, dass ich ständig Bier trinke.

Ja, wenn man einmal was gesagt hat…

…bleiben immer irgendwelche Fetzen übrig

Sind sie inzwischen noch etwas mehr mit Münster verbunden? Die Adam Riese-Show fällt mir dazu ein, wo sie vor kurzem zu Gast waren, und natürlich das Promi-Kellnern. Da sind sie in diesem Jahr das zweite Mal dabei gewesen, oder?

Ich finde, Münster ist eine sehr angenehme, nette Stadt. Ich komme da jedesmal sehr gerne hin. Das Promi-Kellnern am Aasee war gerade in diesem Jahr mit dem Wetter wunder- wunderbar. Der Aasee ist natürlich ein ganz toller Ort, das muss ich schon sagen. Mitten in der Stadt Segelboot fahren – wo kann man das?

Apropos Promi-Kellnern: Herzlichen Glückwunsch dazu, dass Sie den Kollegen Roland Jankowsky übertroffen haben! Das scheint mir schon rekordverdächtig zu sein. Wissen Sie eigentlich, wieviel Sie selbst für die Krebsberatungsstelle eingenommen haben?

Mir wurde gesagt, ich hätte 1.200 Euro erkellnert. Ich muss aber auch sagen, die Leute waren alle sehr großzügig und sehr nett. Es hat wirklich richtig Spaß gemacht.

Und wie ist Ihnen das Kunststück geglückt, Jankowsky zu übertreffen?

Puh, ich hab eben auch zwei Schichten gemacht. Und der Roland meint natürlich, es läge daran, dass er so viele Selfies hat machen müssen und daher nicht so viel Bier schleppen konnte.

Alfieri bei der Adam Riese Show. (Foto: th)
Alfieri bei der Adam Riese Show. (Foto: th)

Jetzt aber mal zu Ihnen als Schauspieler. Auf Ihrer Homepage steht die schöne Formulierung: „Über Abwechslung bei meinen Rollen kann ich mich wahrlich nicht beklagen. Ob als italienischer Wirt oder Mafioso, als Leiter einer Müllkippe oder mordverdächtiger Automechaniker, oder jetzt als Leiter der Steuerfahndung oder Richter, die Arbeit als Schauspieler wird nie langweilig.“ Ist die Abwechslung für Sie wichtiger als eine große Rolle?

Ach, pff, also, ich meine…. Nee! Aber Hauptsache, die Rolle ist schön. Also, den Grabowski spiele einfach gerne, das mache ich seit 2006, und das ist eine tolle Rolle. Die macht auf ihre Art immer wieder Spaß. Wichtiger ist ein gutes Drehbuch, und dass die Arbeit mit dem Regisseur und den Kollegen nett ist. Natürlich würde ich gerne auch was anderes spielen. Ich hab in letzter Zeit leider wenig Verbrecher gehabt, das wäre auch mal wieder reizvoll.

Sie haben früher auch viel Theater gespielt – steht da wieder etwas an?

Aktuell nicht. Vor einem knappen Jahr hab ich den Leibniz zu seinem 300. Todestag gespielt. Das war hochspannend. Das ist das Schöne an meinem Beruf, da lernt man immer etwas dazu. Ich kannte Gottfried Wilhelm Leibniz zwar als Philosophen und wusste, dass er der letzte Universalgelehrte war. Aber was er genau gemacht hat, und wie wichtig er war, das ist mir erst bei den Proben aufgefallen, und beim Text lesen und lernen. Ohne Leibniz hätten wir kein GPS, keinen Computer und keinen Taschenrechner – so grob gesagt. Man denkt bei dem Namen zuerst an die Kekse. Dabei hat er sowohl die Integral- als auch die Differentialrechnung erfunden, und auch die Dyadik, also das Rechensystem mit 0 und 1. Darauf basiert unser Computer, und ohne Differential- und Integralrechnung würde kein GPS funktionieren.

Beim "Wilsberg Priomi-Kellnern" brach Vittorio Alfieri in diesem Jahr den Kellner-Rekord. "Es hat wirklich richtig Spaß gemacht". (Foto: th)
Beim „Wilsberg Priomi-Kellnern“ brach Vittorio Alfieri in diesem Jahr den Kellner-Rekord. „Es hat wirklich richtig Spaß gemacht“. (Foto: th)

Apropos Herkunft: Leibniz stammte also aus Leipzig und nicht aus Hannover, Sie sind in Bologna geboren. Aber mit dem Grabowsky spielen Sie einen ganz typischen Deutschen, da kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass Sie ein Italiener sind. Fühlen Sie sich überhaupt noch als Italiener?

Das ist gar nicht so einfach. Natürlich bin ich mit Italien durch meine Herkunft verbunden. Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich schon so lange in Deutschland lebe, fast fünfzig Jahre, und meine Kinder wachsen auch hier auf. Wenn ich nach Italien komme, werde ich eher als Deutscher wahrgenommen. Ich merke an bestimmten Sachen, da bin ich auch …. deutsch. Wenn jemand im Auto wartet und der Motor läuft, sag ich schon mal: „Mach das Ding doch aus und schone die Umwelt“.

Das wäre eine typisch deutsche Reaktion?

Ich würde sagen: ja. Wahrscheinlich. Obwohl hier auch die Sachen verschwimmen.

Zurück zur Schauspielerei: meistens übernehmen Sie kleinere Rollen in Film und Fernsehen. Kann man sagen, dass die des Grabowski beim Wilsberg davon schon eine der größeren ist?

Doch, das ist so, es gab aber auch schon andere. In der Serie „Die Straßen von Berlin“ habe ich einen Mafiosi gespielt, was eine größere Rolle in einer Folge war. Es liegt aber daran, wie ich besetzt werde (lacht). Es ist ja nun mal so, dass man als Schauspieler besetzt werden muss. Ich kann ja nicht sagen: Ich möchte jetzt hier mitspielen, bitte. Ich arbeite auch als Sprecher und bin im Augenblick die Philips-Rasierer-Stimme.

Bei den Werbespots fällt mir auf, dass ihre Stimme sehr wandlungsfähig ist…

Das ist das Handwerk, das ist ja das Schöne, das ist mein Beruf. Unterschiedliche Sachen darzustellen, macht einfach total Spaß.

Zurück zum neuen Wilsberg, der am Samstag im ZDF läuft. In der Folge „MünsterLeaks“ geht es ja um eine Steuer-CD, also um ein echtes Finanzamt-Thema. Hatten Sie sich schon vor den Dreharbeiten darauf gefreut, diesmal etwas präsenter zu sein als sonst?

Ja, natürlich, das war ja auch ein spannendes Thema. Was mir bei Grabowski – nicht nur in dieser Folge – so gut gefällt, ist wie schnell er doch seine Ansichten wechseln kann.

Mal lobt er seinen besten Mitarbeiter Ekki Talkötter – und dann ist er schon wieder fies zu ihm, wenn irgendwas nicht klappt.

Ja, das macht ihn so angenehm zu spielen. Grabowski kann eigentlich ruckzuck von schwarz zu weiß wechseln…

…ohne dass einer ihn dafür bestraft…

…und ohne dass er irgendein Schuldgefühl hätte.

Am Wilsberg-Set: Vittorio Alfieri (li.) mit den Schauspieler-Kollegen Oliver Korittke (Mitte) und Leonard Lansink. (Foto: cabe)
Am Wilsberg-Set: Vittorio Alfieri (li.) mit den Schauspieler-Kollegen Oliver Korittke (Mitte) und Leonard Lansink. (Foto: cabe)

Sie haben die Folge selber auch bei der Kino-Premiere im Cineplex zum ersten Mal gesehen?

Ja, genau. Und sie hat mir gut gefallen. Ich fand’s klasse und spannend.

Letzte Frage: warum sollten sich Münsteraner, die letzte Woche nicht schon dafür im Kino waren, diese Folge am Samstag ansehen?

Weil man zum einen sehen kann, wie Wilsberg probiert mit seiner Praktikantin umzugehen. Das ist ja etwas ganz Neues für ihn. Und außerdem (wechselt auf eine verschwörerisch klingende Stimme) leiht er sich das Auto von Overbeck.

Ui, ein Novum, tatsächlich. Hoffentlich haben wir da jetzt nicht zu viel verraten… Vielen Dank für das Interview.

Wilsberg "MünsterLeaks" | Samstag, 2. Dezember 2017 um 20:15 Uhr im ZDF

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