Nieder mit dem Ablasshandel – Martinus Luther im Theater

Daniel Rothaug spielt überzeugend den jungen Martinus Luther. (Foto: Oliver Berg)
Daniel Rothaug spielt überzeugend den jungen Martinus Luther. (Foto: Oliver Berg)

Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus. Der Legende nach hat Martin Luther am 31.10.1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg gehämmert. Im nächsten Jahr feiern wir 500 Jahre Reformation, oder können dies zumindest feiern.  Mit dem Stück „Martinus Luther – Anfang und Ende eines Mythos“ des Berliner Dramaturgen und Autors John von Düffel wagt sich das Theater Münster an das Thema. Gestern feierte man vor begeisterten Zuschauern Premiere im Kleinen Haus.

Am Anfang war zwar nicht das Feuer, doch der Blitz und der Donner. Ein plötzlich einbrechendes Gewitter auf dem Rückweg nach Erfurt ließ Luther nicht nur zur Heiligen Anna, der Mutter von Maria, beten. Vielmehr gab er auch ein Gelübde ab, dass er Mönch werden wolle. Der junge Luther, großartig und überzeugend gespielt von Daniel Rothaug, hatte zu dem Zeitpunkt bereits einen Magister des Rechts erworben. Kein Wunder also, dass dessen Vater Hans wenig erfreut war. Und auch die bereits ausgesuchte Braut brachte Luther gegen sich auf. Denn die Ehe konnte ja unter der Voraussetzung nicht vollzogen werden. Aber, ach, es half alles lamentieren nicht. Martin setzte sich durch und schon bald empfing er, Weihrauch schwenkend die Priesterweihe. Der Weihrauch kam übrigens nicht überall im Publikum so richtig gut an. Großer Dorn im Auge von Luther war jedenfalls der Ablasshandel, mit dem man sich schnell für seine Sünden frei kaufen konnte. Luther zweifelt zunehmend an der päpstlichen Unfehlbarkeit und kritisiert, dass durch den Ablasshandel nur der Petersdom finanziert werden soll.

Wenn Daniel Rothaug es zuweilen auch in der Theatralik übertreibt, so ist das Zusammenspiel mit  Gerhard Mohr und Ulrike Knobloch grandios. Ein paar kleine Textunsicherheiten nur, bei der Textlänge und dem Mittel-Hoch-Deutsch aber mehr als verzeihlich. Hinzu kommt ein Chor, der immer präsent war, alte Kirchenlieder wie moderne Stücke und auch mal im Kanon sang, am Anfang in farbigen Gewändern, nach der Pause in schwarz. Als der Chor stimmgewaltig von der Liebe (des Herrn) sang, fassten die Mitglieder sich bei den Händen. Nach der Pause spielte sich der komplette Akt im Esszimmer der Luthers ab. Martin, inzwischen sehr gealtert und jetzt von Gerhard Mohr gespielt, wirkt selbstzufrieden, satt, unsympathisch. Er hat Katharina Von Bora geheiratet, mit der auch gemeinsame Kinder hat. Luther entwickelt antisemitische Thesen, während er an Hühnerbeinen lutscht und will diese Abrechnung noch anreichern mit Verurteilungen des Islam.

Eine überzeugende Premiere, zu der sogar John von Düffel angereist ist.

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