Westfälischer Friedenspreis: Maßstab für Humanität und Hilfsbereitschaft

(v.l.) Bundespräsident Joachim Gauck, König Abdullah II. von Jordanien und WWL-Vorsitzender Dr. Reinhard Zinkann. (Foto: WWL)
(v.l.) Bundespräsident Joachim Gauck, König Abdullah II. von Jordanien und WWL-Vorsitzender Dr. Reinhard Zinkann. (Foto: WWL)

Am Mittag wurde im Rathaus der zehnte Preis des Westfälischen Friedens der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) überreicht. In diesem Jahr ging er an den jordanischen König Abdullah II. und die Aktion „Sühnezeichen Friedensdienste“.

Rund 400 geladene Gäste waren am Mittag dabei, als der Vorsitzende der WWL, Dr. Reinhard Zinkann, die Auszeichnung an die Preisträger überreichte. In seiner Rede betonte Zinkann, es könne keinen würdigeren Preisträger als König Abdullah II. geben. Er setze sich auf vielfältige Art und Weise für den Frieden ein und stehe für Sicherheit, Toleranz und beispiellosen Einsatz für Flüchtlinge.

„Frieden macht man nicht, es ist eine Aufgabe, ihn zu stiften“, erklärte Oberbürgermeister Markus Lewe. „Es müssen Bedingungen in den Herkunftsländern geschaffen werden, dass niemand flüchten muss.“ Die Jury habe eine kluge Auswahl getroffen, die Preisträger stünden als Botschafter für Verbreitung und Erhalt des Friedens. Carina Gödecke, Präsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags, wandte sich mit einer Bitte an den jordanischen König und die Mitglieder der Aktion „Sühnezeichen Friedensdienste“: „Bleiben Sie so engagiert ihn Ihrem Handeln, wir brauchen Sie als Vorbilder.“

Vor dem Rathaus: (v.l.) Von links: WWL-Vorsitzender Dr. Reinhard Zinkann, Daniela Schadt und Bundespräsident Gauck, NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke und Oberbürgermeister Markus Lewe. (Foto: WWL)
Vor dem Rathaus: (v.l.) Von links: WWL-Vorsitzender Dr. Reinhard Zinkann, Daniela Schadt und Bundespräsident Gauck, NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke und Oberbürgermeister Markus Lewe. (Foto: WWL)

Die Laudatio auf den jordanischen König hielt Bundespräsident Joachim Gauck. „Wir vergeben hier einen Friedenspreis, während Krieg geführt wird“, eröffnete Gauck seine Rede und bezeichnete die Verleihung als wichtiges Symbol. Ende letzten Jahres war er nach Jordanien gereist und hatte dort das Flüchtlingslager Asrak besucht. „Diese Bilder sind unvergesslich“, erinnerte er sich heute, „wir können uns das in Deutschland nicht vorstellen.“ Fünf Millionen syrische Flüchtlinge zählte das Flüchtlingswerk im vergangenen Jahr in Jordanien. Das Land sei bis an die Grenzen seiner Kapazitäten gegangen, um zu helfen, so Gauck. Man habe es möglich gemacht, dass jedes syrische Flüchtlingskind eine Schule besuchen kann. „Der Einsatz von König Abdullah II. verdient besonderen Respekt“, betonte der Bundespräsident, „und setzt Maßstäbe für Humanität und Hilfsbereitschaft.“

Die Vertreter der Aktion "Sühnezeichen Friedensdienste" Sally Eshun, David Szustkowski und Eva Kell (m.) nehmen stellvertretend die Auszeichnung von Dr. Reinhard Zinkann (re.) entgegen. (Foto: WWL)
Die Vertreter der Aktion „Sühnezeichen Friedensdienste“ Sally Eshun, David Szustkowski und Eva Kell (m.) nehmen stellvertretend die Auszeichnung von Dr. Reinhard Zinkann (re.) entgegen. (Foto: WWL)

In seiner Dankesrede wandte sich der jordanische König zuerst an die Jugendpreisträger. „Der Friede der Welt ist solchen jungen Menschen anvertraut“, erklärte er. In seinem Land und in der gesamten Region werde mehr denn je Stabilität benötigt. Die Flüchtlingsarbeit verschlinge rund ein Viertel des Staatshaushalts in Jordanien. König Abdullah II. dankte Deutschland und vor allem Kanzlerin Merkel für die geleisteten Anstrengungen. „In Zeiten des Terrors dürfen wir uns nicht spalten lassen“, erklärte er und bezeichnete den IS als Gesetzlose des Islams.

Die Aktion „Sühnezeichen Friedensdienste“ wurde heute für ihre Jugendarbeit geehrt. Die Organisation ist besonders durch ein internationales Freiwilligenprogramm sowie die Organisation von Workcamps in West- und Osteuropa bekannt geworden. Die Vertreter der Aktion Sally Eshun, David Szustkowski und Eva Kell berichteten von ihren Auslandseinsätzen.

Bei der letzten Verleihung 2014 wurde die Besatzung der International Space Station ISS sowie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. für seine Jugendarbeit ausgezeichnet.

 

Hintergrund - Internationaler Preis des Westfälischen Friedens

Religionsfriede, Toleranz und Föderalismus waren die Kernpunkte des 1648 in Münster und Osnabrück geschlossenen Westfälischen Friedens, der den 30-jährigen Krieg beendete. Als Symbol für die fortdauernde Gültigkeit dieser Postulate, hat die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe e. V. (WWL) den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens ins Leben gerufen. 

Alle zwei Jahre wird der mit 100.000 Euro dotierte Preis in zwei gleichwertigen Kategorien vergeben: Mit ihm werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich für die föderale Organisation Europas, die Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips und die friedliche Versöhnung der Völker beispielhaft eingesetzt haben. Der Jugendpreis wird an junge Menschen oder Jugendgruppen vergeben, die mit ihrem Handeln zum Vorbild für Ausgleich und Frieden geworden sind. 

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