Wege des Friedens: Angela Merkel kommt nach Münster

Beim Auftakt zum Weltfriedenstreffen traf Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Halle Münsterland auf hochrangige Politiker und Vertreter der Weltreligionen. (Foto: ts)

Die Städte Münster und Osnabrück stehen noch bis zum kommenden Dienstag im Zeichen des Friedens. Das Weltfriedenstreffen, das von der Gemeinschaft Sant´Egidio gemeinsam mit den Bistümern Münster und Osnabrück veranstaltet wird, begann heute mit der Auftaktveranstaltung in der Halle Münsterland unter dem Motto „Wege des Friedens“.

Oberbürgermeister Markus Lewe eröffnete sie mit den Worten: „Sie sind aus aller Welt nach Münster gekommen. Die Wege des Friedens, und das ist auch das Motto dieser Veranstaltung, stehen uns offen. Lassen Sie uns diese Wege des Friedens gemeinsam gehen.“

Oberbürgermeister Markus Lewe. (Foto: ts)

Der große Saal der Halle Münsterland war voller Menschen aus aller Welt. Sie schien bis zum letzten Platz besetzt. An der offiziellen Eröffnungsveranstaltung nahmen neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, Markus Lewe und Bischof Felix Genn, weitere hochrangige Politiker, Bischöfe der christlichen Kirche und Vertreter der Weltreligionen teil.

Insgesamt 5000 Menschen beschäftigen sich vier Tage lang bei Vorträgen und Diskussionen mit dem Frieden. Am verbleibenden Montag und Dienstag rücken auf 24 Podien Themen wie die Zukunft Europas, die Flüchtlingssituation sowie Krieg und Terror weltweit in den Blickpunkt.

Andrea Riccardi Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, sagte zu Beginn des heutigen Treffens: „Die Religionen erinnern daran, dass es keine sichere Zukunft gibt für die einen, wenn die anderen vernachlässigt werden. Es gibt keine sichere Zukunft für die Reichen, mitten unter vielen Armen. Die Förderer des Hasses haben die Nützlichkeit der Religionen verstanden und sie haben das benutzt, um die Kultur des Feindes und des Terrorismus zu nähern. Die Religionen können Wasser sein, welches das Feuer der Gewalt und des Krieges auslöscht. Aber sie können auch Benzin sein, das das Feuer entzündet. Aufgabe sei es aber, ein Licht des Friedens zu entzünden.“

Kanzlerin Angela Merkel umarmt den Präsident der Republik Niger, Mahamadou Issoufou. (Foto: ts)

Moderatorin Angelika Wagner, aus der Gemeinschaft Sant’Egidio, kündigte Angela Merkel mit Worten des Dankes an. Dafür, dass sie die weltweiten Initiativen der Gemeinschaft für den Frieden, den Dialog und die internationale Kooperation mit ständigem Interesse begleite. Die Anrede der Kanzlerin hatte es bereits in sich. Sie begrüßte Professor Andre Ricardi, Bischof Bode und Bischof Genn, Eminenzen, Exzelenzen, Representanten von Kirchen und Religionen, den Staatspräsidenten der Republik Niger, Mahamadou Issoufou, den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani,  Oberbürgermeister Markus Lewe, Großimam Ahmad Muhammad Al-Tayyeb, Kardinal Walter Kasper, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Schon alleine die Anrede ist lang und ich könnte noch so viele Namen nennen. Das zeigt, es ist eine Institution, die sich hier trifft.“

In ihrer Rede hob die Kanzlerin die besondere Bedeutung Europas als Friedensstifter hervor: „Wir dürfen uns mit den Krisen in der Welt nicht abfinden.“ Aber auch die Gemeinschaft Sant’Egidio nimmt ihrer Meinung nach in Sachen Frieden in der Welt, besipielsweise bei der Flüchtlingsproblematik, eine wichtige Rolle ein. „Sie helfen, Flüchtlinge davor zu bewahren, in die Fänge von Menschenhändlern zu geraten und lebensgefährliche Fahrten über das Mittelmeer zu wagen. Sie helfen damit, der Welt ein menschliches Angesicht zu verleihen.“ An Mahamadou Issoufou, den Präsidenten der Republik Niger, gewandt, sagte sie ein stärkeres Engagement Deutschlands in Afrika zu. Außerdem werde sich die Bundesrepublik für eine humanitäre Infrastruktur in den libyschen Flüchtlingslagern einsetzen, fügte Merkel an.

20 Minuten sprach die Kanzlerin heute über Krieg und Frieden. (Foto: ts)

Aus der Rede von Kanzlerin Angela Merkel

Über Frieden und Gewalt im Namen von Religionen

„Die Botschaft heißt: Dialog zwischen verschiedenen Religionen ist möglich, er ist aber auch nötig. Ein offenes Ohr füreinander und die Welt auch mal mit den Augen eines anderen zu sehen – das ist entscheidend, um ein Verständnis zu entwickeln, das für ein gedeihliches Miteinander rund um den Globus wesentlich ist. Und darum geht es. Religionen haben den Auftrag zum Frieden. Deshalb kann es keine Rechtfertigung von Gewalt im Namen einer Religion geben. Es ist traurig, dass wir das heute betonen müssen. Aber wir wissen ja, dass Religion seit jeher immer wieder missbraucht wird, um Gewalttaten irgendeinen vermeintlichen Sinn zu geben.“

Wie Vorurteile entstehen können

„Es gibt immer wieder verschiedene Glaubensüberzeugungen, Weltanschauungen und Wahrheitsansprüche, aber die Frage ist, wie wir mit dieser Vielfalt, den Widersprüchen und Gegensätzen umgehen. Wir könnten es uns einfach machen und uns in parallele Welten verschanzen und allenfalls übereinander, statt miteineander reden. Dann aber wüssten wir viel weniger voneinander. Und wir wissen, aus Unkenntnis erwächst nur allzu leicht die Gefahr von Vorurteilen.“

Flüchtlingsproblematik

„Wenn es an Sicherheit und wirtschaftlichen Perspektiven mangelt, wenn Hoffnungslosigkeit herrscht, dann suchen sich Menschen woanders ein neues Leben. Hierfür nehmen sie in ihrer Not und Verzweiflung auch gefährliche Wege auf sich und liefern sich den Banden von Schleppern und Menschenhändlern aus. Das heißt, in dem Maße, in dem wir afrikanische Partnerländer entwicklungs- und sichereitspolitisch stärken, können wir auch denen das Handwerk legen, die aus dem Schicksal von Menschen skrupellos Profit schlagen. Wir müssen die vom Schleuserunwesen getriebene illegale Migration nach Europa, die schon tausende das Leben gekostet hat, eindämmen. Und zugleich gilt es, sichere und legale Zugangsmöglichkeiten für Schutzbedürftige Personen zu schaffen. Wir arbeiten auch mit Blick auf das zenrale Mittelmeer daran, illegale Migration, die vor allem über Lybien erfolgt, zu unterbinden. Die humanitäre Aufnahmen besonders Schutzbedürftiger ist und bleibt ein wichtiges Instrument unsere Flüchtlingspolitik. Kurz zusammengefasst geht es um zwei Dinge: Die Bekämpfung der Fluchtursachen und um legale Migration, anstatt Migration auf illegalen Wegen, auf denen schon zu viele ihren Tod fanden.“

Sant´Egidio möchte konkrete Ansätze gegen Krieg und Gewalt entwickeln. Die katholische Gemeinschaft entstand im Jahr 1968 in Rom in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil durch eine Initiative von Jugendlichen. Heute ist sie eine Laienbewegung, zu der mehr als 60.000 Personen gehören. Sie setzt sich in Rom, in Italien und in mehr als 70 Ländern der Welt für die Weitergabe des Evangeliums und im Dienst an den Armen ein. Sant’Egidio ist ein „Öffentlicher Verein von Gläubigen“ in der Kirche.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der katholischen Gemeinschaft Sant´Egidio, der des Bistums Münster sowie im Programmheft des Weltfriedenstreffens.

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