Unerkannte Gefahr: Infektionen durch Pilze

Nach einer abschließenden Untersuchung kann Prof. Dr. Andreas Groll, Leitender Oberarzt der Kinderonkologie und Vorsitzender der DMykG, den kleinen Ziyad mit seiner Mutter Samina nach Hause entlassen. (Foto: UKM/Deiters)

Eine invasive Pilzinfektion gefährdete Ziyads Leben nach einer Chemotherapie. Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind von so einer Infektion besonders oft betroffen.

Mit knapp vier Jahren musste der kleine Ziyad schon große Kraft beweisen. „Wir waren im Urlaub in Marokko, da bekam Ziyad auf einmal starkes Fieber“, erinnert sich Mutter Samina Bemayyad, wie im Sommer 2015 alles begann. „Doch auch mit Antibiotika ging es ihm nicht besser.“ Wieder in Deutschland ließ Familie El Gabgab ihren Sohn gründlich durchchecken. Blutuntersuchungen brachten schließlich die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. Noch am selben Tag wurde Ziyad in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am UKM überwiesen. Chemotherapie und zwei Knochenmarktransplantationen folgten. Doch damit nicht genug: Schon zu Beginn der kräftezehrenden Behandlung entwickelte Ziyad eine gefährliche Pilzinfektion im linken Lungenflügel.

„Mit der Luft, die wir einatmen, sind wir ständig Sporen von Pilzen ausgesetzt, aber bei Menschen mit einem gesunden Abwehrsystem hat dies überhaupt keine Bedeutung“, erklärt Prof. Dr. Andreas Groll, Leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie. „Ziyads Immunabwehr war durch seine Krankheit und die notwendige Chemotherapie aber zu geschwächt, um sich gegen das Eindringen der Erreger wehren zu können.“ Und das war lebensbedrohlich. „Wenn Pilzinfektionen in dieser Situation nicht erkannt und mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden, führen sie unweigerlich zum Tod “, betont Groll das Risiko bei abwehrgeschwächten Patienten. Der Mediziner forscht zur klinischen Mykologie – also die Biologie, Ausbreitung, Diagnostik, Vorbeugung und Behandlung von Pilzerkrankungen – bereits seit mehr als 20 Jahren.

„Durch Fortschritte in der Diagnostik und neue, hochwirksame Medikamente haben sich in den letzten Jahren die Möglichkeiten zur Kontrolle invasiver Pilzinfektionen deutlich verbessert“, weiß Groll, der gleichzeitig Vorsitzender der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG) ist.

Auch der kleine Ziyad hat bereits von den Fortschritten profitiert: „Er ist noch nicht geheilt, aber wir haben es geschafft, die Pilzinfektion seit mehr als zwei Jahren in Schach zu halten“, freut sich Groll. Heute geht es Ziyad wieder so gut, dass Familie Gabgab ihren Sohn mit nach Hause nehmen konnte. In Zukunft wird er dann dreimal die Woche in die Knochenmarktransplantations-Ambulanz am UKM kommen. Mama Samina ist stolz auf ihren kleinen Kämpfer: „Es war eine schwere Zeit, aber Ziyad ist so tapfer.“

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