Tresen-Talk mit Henning Wehland

Mit Henning Wehland an der Bar. (Foto: th)
Mit Henning Wehland an der Bar. (Foto: th)

Wer behauptet, um Henning Wehland sei es ruhig geworden, liegt falsch. Wir sprachen mit dem Sänger der H-Blockx und Söhne Mannheims über sein Soloprojekt „Der Letzte an der Bar“.

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„Der Letzte an der Bar“, große Bühnen im Sommer und eine Clubtour liegt auch schon hinter dir, oder?

Kneipen-Tour! Das war ja so die Idee, bevor die Platte rauskommt wollte ich gerne ein Statement setzen: 15 Shows in 15 Kneipen in 15 Tagen. Die ganze Idee, bzw. das Konzept dieser Idee kommt ja irgendwie aus dieser Ricks-Café-Geschichte, dass wir da halt angefangen haben vor 15 Jahren. Da haben wir ja Konzerte am 4. Advent gespielt. Ich lade mir halt Freunde an die Bar ein, mit denen ich Musik machen kann. Jetzt versuche ich, das ein wenig größer werden zu lassen und die Kneipe sozusagen auf die große Bühne zu bringen.

Also geht es für dich jetzt weiter unter dem Namen Henning Wehland, mit dem Programm „Der Letzte an der Bar“?

Ich hätte jetzt nichts dagegen, wenn es irgendwann nur noch „Der Letzte an der Bar“ heißt. Henning Wehland muss jetzt nicht unbedingt oben drauf stehen. Das ist aber erstmal Zukunftsmusik.

Ich hörte, das Album steht schon in den Startlöchern?

Anfang November wird es wahrscheinlich kommen. Wir hatten jetzt so einige Probleme mit der Produktion, weil es ein wenig länger gedauert hat. Mit der Fußball Europameisterschaft und der Olympiade gibt es natürlich auch noch andere Baustellen. Deshalb haben wir das jetzt erst mal in den Herbst des Jahres gelegt. Da bin ich aber auch ganz froh drüber, weil ich mir jetzt eine Bar für die Bühne habe bauen lassen, das hat auch noch noch Zeit gebraucht. Insofern war ich auch ganz froh, dass ich noch ein wenig länger Zeit hatte.

Hast du dir für das Album denn auch Freunde an die Bar eingeladen?

Das war natürlich eine große Frage: Gibt es irgendwelche Features? Ich hatte aber auch keine Lust, bei jedem dritten Lied einen Gast auf der Platte zu haben, weil es letztendlich ja mein erstes Solo-Album ist. Ganz verworfen haben wir diese Idee aber nicht, lasst euch einfach überraschen.

Die Bar auf der Bühne, das hat ja schon mal geklappt. Henning Wehland an seinem Lieblingsort. (Foto: th)
Die Bar auf der Bühne, das hat ja schon mal geklappt. Henning Wehland an seinem Lieblingsort. (Foto: th)

Steht denn nach den Festivals und der Kneipen-Tour noch eine große Tournee an?

Auf jeden Fall. Die Bühne ist ja der Ort, wo ich mich am wohlsten fühle und da sind wir gerade in der Planung, aber das kann ich mir nicht nehmen lassen.

Was ist mit deinen anderen Projekten? Ich denke da an die Söhne Mannheims, liegt das jetzt erst mal auf Eis?

Die Söhne Mannheims sind ja ein Musikerkollektiv, Xavier macht nebenher auch zig andere Projekte. Da geht es auch eben darum, dass wir uns halt zu bestimmten Zeitpunkten immer wieder in Mannheim treffen und eine Tour, eine Platte oder andere Dinge planen. Da bin ich nach wie vor Bestandteil, bin ein stolzer Sohn Mannheims.

Wie bist du seinerzeit überhaupt dazu gekommen? Mich hat das damals etwas überrascht, irgendwie passte das für mich nicht…

Wieso passte das nicht?

Münsteraner bei den Mannheimern, ich hatte ehrlich gesagt die Söhne Mannheims immer nur mit Xavier in Verbindung gebracht, war gar nicht mal das Musikalische, was mir da „aufstieß“…

Ich hätte es eher andersherum gesehen, nämlich dass ich mich musikalisch gar nicht da sehe. Aber diese Idee, eine Stadt wieder auf die Landkarte zu holen und der Stadt und einer Region wieder etwas zurückzugeben… Das ist jetzt zwar in diesem Fall eher Xavier und Mannheim, aber das Konzept fand ich toll und so halte ich das mit Münster auch. Auch wenn ich schon seit über 10 Jahren nicht mehr hier wohne, bleibe ich natürlich ein Sohn Münsters. Diese Idee, einer Region, einer Stadt etwas zurückzugeben, finde ich halt großartig.

Xavier und ich kannten uns ja schon lange bevor er mit seinem Soloprojekt gestartet ist, ich habe ihn als Backgrundsänger bei Sabrina Setlur kennengelernt und wir sind immer in Kontakt geblieben. Der Chef von den Söhnen Mannheims, Michael Herberger, hat mich dann 2003 angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen. Ich habe das erst für ein Witz gehalten, habe dann aber einige Sachen mit denen aufgenommen, bin mit auf Tour gegangen und dann war da sofort diese Nähe und ich habe verstanden, worum es bei denen geht: Gemeinsam Spaß zu haben und ein leuchtendes Beispiel für den Rest der Republik zu sein. (lacht)

Gibt es für die Münsteraner berechtigte Hoffnungen, dich mit den Söhnen demnächst mal hier live zu sehen?

Das musst du das Management der Söhne Mannheims fragen, da mische ich mich nicht ein…

Ich dachte, du könntest das ein wenig lenken oder „einstielen“?

Diese Geschichte mit Management und dem „Einstielen“, habe ich vor zwei Jahren an den Nagel gehängt, da habe ich nicht mehr so großen Bock drauf. Wenn ich da mal wieder Lust drauf hätte, dann höchstens zur nächsten Bürgermeisterwahl.

Mir lag es schon auf der Zunge, was ist aus deiner Idee geworden? Du sagtest das mal vor einem Jahr glaube ich?

Vor 3 Jahren sogar…

Ist das womöglich ein zukünftiger Bürgermeister von Münster? (Foto: th)
Ist das womöglich ein zukünftiger Bürgermeister von Münster? (Foto: th)

Letztes Jahr wäre doch deine Chance gewesen…

Naja, aber ich habe ja jetzt ein Solo-Album. Ich denke, das wird noch mal mindestens fünf Jahre brauchen. Mir ging es aber auch in erster Linie darum, Verantwortung zu übernehmen. Diese Politikverdrossenheit kann ich nur bedingt nachvollziehen, wenngleich ich sie auch verstehe. Wir leben in einem Land, in einer Stadt, in der es uns wahnsinnig gut geht und sich so eine „Aufgreger-Kultur“ entwickelt hat, in der wir auf dem Sofa sitzen und uns mit der Fernbedienung in der Hand aufregen, dass Menschen aus Syrien auf die Idee kommen, sich in ein Boot zu setzen, ihr Leben riskieren um nach Europa zu flüchten.

Die Initialzündung bei mir war eben, dass ich denke, man muss bereit sein, auch in der kleinsten Enklave Verantwortung zu übernehmen. Bei mir ist das Kleinste, was ich mir vorstellen kann, Schüler-, Klassen- oder Uni-Sprecher. Da ich nicht mehr zur Schule oder auf die Uni gehe, habe ich gedacht, Bürgermeister wäre das nächst kleinere. Wenn es dann so sein sollte, kann ich mir das gut vorstellen. Ein großes Vorbild gibt es ja mit Jón Gnarr in Reykjavik/Island, dessen Buch ich nur empfehlen kann. Wenn es so kommen sollte, traue ich mir auch zu, mich zur Wahl zu stellen und sei es nur, um das zu demonstrieren.

Also muss man dich da tatsächlich auf dem Zettel haben? Ich konnte das nie so ganz einordnen, ob das nur so dahin gesagt ist…

Ja, unterschätz mich ruhig… (lacht) Aber irgendwann sitze ich da und bin derjenige, der Karneval den Schlüssel überreicht.

Wir sind gespannt, Henning, Danke für deine Zeit!

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