Getrübte Stimmung: Club Charlotte schließt

Ausgeschaukelt ... der Club Charlotte muss schließen. (Foto: Club Charlotte)
Ausgeschaukelt … der Club Charlotte muss schließen. (Foto: Club Charlotte)

Jetzt ist es amtlich, der Club Charlotte muss schließen. Trotz erfolgreichem Crowdfounding Projekt gibt es keine Verlängerung des Pachtvertrages, da der Eigentümer nicht bereit war, sich auf – die für die Clubbesitzer wirtschaftlich vertretbaren – Rahmenbedingungen einzulassen. Dennoch geht aus dieser Niederlage ein kleiner Sieg hervor: in dem Club am Schifffahrter Damm darf noch bis Ende Januar gefeiert werden. 

Wie wir bereits vor einigen Wochen berichteten, konnte in der „Lotte“ schon länger nicht mehr sorgenlos gefeiert werden. Zu viele Kosten waren aufgelaufen, die einer Verlängerung des Pachtvertrages im Wege standen und somit das fragliche Ende der Feier-Oase im Raum schweben ließen. Um das abzuwenden, richtete sich Karl-Bernd Werning, Geschäftsführer des Clubs, mit ehrlichen Worten an seine Gäste Clubs. Öffentlich schilderte er den Ernst der Lage und hoffte so auf die Unterstützung seiner Stammgäste. Im gleichen Atemzug wurde ein Crowdfounding-Projekt ins Leben gerufen, um innerhalb von knapp drei Monaten 120.000 Euro zusammen zu kriegen und damit die Schließung des Clubs abwenden zu können.

Als wir uns Anfang November mit Karl-Bernd Werning trafen, konnte die Gesamtsumme bereits auf 100.000 Euro gesenkt werden, über 50.000 Euro an Spendengeldern befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Rettungskonto. Dennoch hatte eigentlich niemand mit einem positiven Ausgang dieses Projektes gerechnet. Wer die Charlotte kennt, weiß, dass deren Betreiber nicht auf einen finanziellen Erfolg, wie in oft in Mainstream-Discotheken üblich, aus sind. In der „Lotte“ soll sich auch ein Gast mit kleiner Geldbörse nicht ausgeschlossen fühlen und sorgenfrei feiern können.

Doch das große Herz und die Hilfsbereitschaft der Lotte-Supporter wurden deutlich unterschätzt. Alle haben zusammen gehalten und jeder hat das Projekt „Rettet die Lotte“ auf seine eigene Art und Weise unterstützt. Mit einem so riesigen Support hatte nicht einmal das Team der Charlotte gerechnet. Diese „Goa-Leutchen“ haben wortwörtlich wie eine Familie zusammen gehalten und erreichten das Ziel von 100.000 Euro eine Woche vor dem Ende des Crowdfounding Projektes. Auch wenn die Stimmung zu diesem Zeitpunkt riesig war und bereits die nächsten Partys geplant wurden, bewies Geschäftsführer Werning stets einen klaren Kopf. Er wies seine Supporter immer wieder daraufhin, dass noch nicht alles durch gestanden sei. Das Geld war zwar da, dennoch standen noch etliche Verhandlungen zwischen Notaren, Insolvenzberatern, Anwälten und vor allem dem Verpächter aus.

Club-Chef Karl-Bernd Werning. (Foto: th)
Club-Chef Karl-Bernd Werning. (Foto: th)

Vor wenigen Tagen kam dann die traurige Gewissheit für alle, die sich so um ihre Oase der Freiheit bemüht und gekämpft haben. „Die Verhandlungen waren nicht erfolgreich“, erklärte Club-Chef Werning, und das Ende des Clubs Charlotte, zumindest am jetzigen Standort am Schifffahrter Damm, ist damit besiegelt. In einem ausführlichen Beitrag in der eigens eingerichteten Facebook-Supporter-Gruppe wurde den Lotte-Anhängern das Ergebnis der letzten Gespräche mitgeteilt. Aber selbst in so einem niederschmetternden Posting wurden Worte geschrieben, die man von anderen Diskothekenbetreibern wohl eher nicht hören würde:

Nichtsdestotrotz wird uns das, was wir alle zusammen, das, was ihr in den letzten Jahren aus dem von uns gestarteten Projekt „Club Charlotte“ gemacht habt, wie ihr es mit Leben gefüllt habt, wie wir alle als Familie zusammengewachsen sind, was ihr in den letzten Monaten auf die Beine gestellt habt, um uns unser aller Wohnzimmer vor dem Untergang zu bewahren, welche Begegnungen und Erfahrungen ihr hier gesammelt habt, keiner mehr nehmen können!

Was in Zukunft auf dem Gelände des Clubs geschehen wird, ist noch unklar. Was allerdings sicher ist, sind die nächsten Veranstaltungstermine der Lotte. Am 06.01.17 geht der komplette Erlös der Eintrittskasse an das Kinderhospiz Löwenherz in Syke. Dann findet unter dem Motto „Freuen, Feiern und was richtig sinnvolles supporten“ die „Buddhas Bday Bash – Spendenparty“ statt.

Wir wünschen dem Team der Charlotte und allen Gästen, dass sie die letzten Parties dennoch genießen können und sich ganz bald eine neue „Feier-Oase“ irgendwo in Münster aufbauen können. Denn diese kleine Gruppe mit einem ganz eigenen Musikgeschmack hat in der letzten Zeit einen so großen Zusammenhalt bewiesen und gezeigt, dass man gemeinsam vieles schaffen kann.

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