Fleur de Sel & Fond von der Kuh – mit Horst Lichter am Herd

horst-lichter-1Im Gasthaus zum „Letzten Dorsch“ klingelt das Telefon. Ein Tisch soll reserviert werden. Auf der Bühne in der Halle Münsterland sieht man bereits drei elegant eingedeckte Tische, die einen bunt illuminierten Küchenblock säumen. Im Scheinwerferlicht erscheint der Mann, der am Mittwochabend mehrere hundert Gäste zum Schmatzen und Schleckern bringen wird: Horst Lichter.

Der bekannte Fernsehkoch gesteht ein, nervös zu sein und betrachtet einen Mann, der ihn aus der ersten Reihe argwöhnisch beäugt. „Wenn der eine Fernbedienung hätte, der würde mich umschalten“, grinst Lichter und das Eis ist gebrochen. „Jetzt kocht er auch noch“ heißt die Bühnenshow des Kochgurus. Die erste halbe Stunde lang greift der Gastronom jedoch zu keinem einzigen Löffel. Stattdessen erzählt der Star der Küche humorvolle Anekdoten. „In manchen Gasthäusern riecht es so lecker, dass man das Hemd nicht mehr waschen möchte“, schmunzelt Lichter und lädt ein: „Heute Abend sind sie in meinem Gasthaus eingeladen“.

Brot und Butter als Appetithäppchen gäbe es bei ihm allerdings nicht mehr. „Die sternebeschmückten Kollegen haben mich eines besseren belehrt“, sagt Lichter und präsentiert Kräuterquark, höchste Magerstufe. „Die Kuh ist auf dem Laufband groß geworden und wurde im Rennen gemolken, so fettarm ist der“, scherzt Lichter und rührt einen Dip an. „Von Limetten nur die Schale zu nehmen, das ist als ob man von Cola die Dose frisst“, verhöhnt der humorvolle Koch so manches Sternegericht. Dann kommt doch Butter, und zwar reichlich. Mit einem guten Viertelfäßchen Butter bestreicht Lichter zwei riesige Baguette-Hälften. Ordentlich Bacon und Ei drauf – fertig sei die Vorspeise. „Salz und Pfeffer reicht, mehr hatte Mama auch nicht“, lobt Lichter die einfache Küche.

Ein Mann aus dem Publikum darf auf die Bühne, um die deftige Mahlzeit am Tisch zu verputzen. Dazu gibt es Bier. „Da ist auch schon ein Glas drum“, fordert der Koch zum geselligen Trinken auf. Was übrig bleibt, wird im Publikum serviert. Für ein kleines Mädchen im Publikum gibt es „Lombardisches Haselnuss-Pesto“. Der verschmitzte Koch streicht sich den Bart und greift zu Nutella – fast ein viertel Glas füllt der Freund der Gourmet-Scherze in ein ausgehöhltes, halbes Brot. „Wenn Mama schimpft sagst du, der Onkel hat das erlaubt“, reicht Lichter lachend die süße Mahlzeit weiter.

Richtig gekocht wird auch noch. Lichter richtet einen Salat an – einmal „die Sternevariation für 68 Euro“ und einmal einen vernünftigen Salatteller mit Lachs. „Der Sternekoch tickt anders“, scherzt Lichter und drapiert ein einzelnes Blättchen mit einer Pipette voll Dressing  – und haut den Salatteller bis zum bersten voll. „Das ist eine ehrliche Vorspeise und keine Salatschale, wie von der Floristen-Meisterschaft“, erklärt der Koch. Die Gerichte wandern ins hungrige Publikum.

In der Sterneküche heiße Milch „Fond von der Kuh“ und statt Salz gäbe es „Fleur de Sel“. „Dazu muss man aber in rosa Unterwäsche kochen“, lacht Lichter. Die Gäste dürfen vorher aufgeschriebene Fragen stellen. Wie man frischen Fisch erkennt, will jemand wissen. „Dazu musst du die Haut eindrücken, wenn sie ohne Beulen bleibt, ist alles frisch. Aber Vorsicht Männer, das geht nicht bei Frauen“, haut der Koch Sprüche raus.

Nach der Pause folgt dann endlich der Hauptgang. Kalbsmedaillon mit Gemüse in Sahnesoße soll es geben. Aber nicht nur ein Scheibchen, ein richtiges Restaurant benutze schließlich alles bis auf die Hörner und die Hufe. Das kaloziöse Sahnegemüse sei figurfreundlich: „Sehen sie die Bläschen beim Kochen? Das sind Kalorien, die sterben“. Gleich vier Gäste dürfen auf die Bühne an den Tisch und bei Wein und Bier die ordentliche Mahlzeit und das zarte Fleisch teilen. Lichter nimmt Platz auf einem Stuhl und liest aus seinem Tagebuch vor.

Es sei nicht wichtig zu essen, sondern mit wem man isst. Lichter liest von seiner Familie und Freunden und dass er es nicht mag, über 200 Tage im Jahr im Hotel zu verbringen. Am Ende gibt es noch einen Kuchen, genauso, wie ihn seine Mutti gemacht hat. Das eierlikörgetränke Dessert darf jeder probieren. Die Show war ein sinnlicher Genuss für Gaumen, Gehör und Gemüt.

Bilder des kulinarischen Abends haben wir für euch hier.