Die Königin der Nacht auf der Enterprise

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Henrike Jacob als Pamina, im Vordergrund: Youn-Seong Shim als Tamino (Foto: Oliver Berg)

Ein Raumschiff schießt durch den Orbit, der Pilot muss gewaltigen Felsbrocken ausweichen und wird auch noch gejagt. Zwar gelingt es ihm, den Großteil der Verfolger abzuschütteln, doch sein Schiff wird beschossen und getroffen. Es stürzt auf die Erde, der Pilot rettet sich mit einem Fallschirm und landet genau auf der Bühne des Großen Hauses. Kobie van Rensburg hat sich erlaubt, Mozarts Zauberflöte in die Zukunft zu verlegen, am Sonntag mal wieder im Großen Haus.

Der Pilot, kein geringerer als Prinz Tamino, landet mit seinem Schirm neben Vogelhändler Papageno. Und dieser wiederum erzählt gleich, dass er persönlich den Drachen getötet habe, der dort sein Unwesen trieb. Sehr zum Ärger der Königin der Nacht, die daraufhin drei Damen in schwarz schickt, mit Handfeuerwaffen bestückt, in schwarzen Stiefeln mit Ledermantel. Die Damen bezahlen nicht – wie sonst üblich – den Vogelhändler für das überlassene Federvieh, sondern stopfen Papageno den Mund, auf dass er Fremden fortan keine Lügen erzählt.

Im weiteren Verlauf kommt es wie es kommen muss: Tamino verliebt sich unsterblich in die Tochter der Königin der Nacht, Pamina, also vielmehr in ihr Hologramm, das an einen der durchscheinenden Vorhänge projiziert wird. Das haben die Theaterleute übrigens klasse gemacht: immer wieder werden Projektionen vorgenommen, die tatsächlich die Illusion von Science-Fiction entstehen lassen – Planeten, Sterne, Sternzeichen oder auch das Flimmern, das beim „Dematerialisieren“ auftrat, wenn bei Raumschiff Enterprise gebeamt wurde. Zwischendurch gibt es natürlich wunderbare Arien. Als die Königin der Nacht zum ersten Mal oben im Bühnenhimmel erscheint und ihre berühmte Arie „Der Hölle Rache“ singt, wird es ganz andächtig im Theater. Rache will die Königin nehmen, weil man ihre Tochter entführt hat. Die Befreiung ist natürlich ein Auftrag für Prinz Tamino. Auch Papageno begleitet ihn, geködert hat man ihn mit der Aussicht auf seine Papagena. Doch Mut und Männlichkeit sind seine Sache nicht. Er steht dazu, was ihn zum Publikumsliebling macht. Schon an der ersten Prüfung, die er ablegen soll, scheitert er, dabei sollte er einfach nur ruhig sein.

Großartig ist Gregor Dalal als erster Priester. Seine Rolle ist wie die von Mr. Spock angelegt, Frisur, Ohren, Gebaren – faszinierend. Als der Held und der Held Widerwillen Einlass in die Burg suchen, wo Pamina gefangen gehalten wird, sehen sie den Schlüssel in Freundschaft und Liebe. Daraufhin bekommt eine Zuschauerin im Parkett einen Lachanfall und selbst der alte Hase Dalal ist einen Moment sprachlos.  Natürlich geht alles gut aus. Selbst Papageno findet seine Papagena. Deren Duett zählt zu den schönsten überhaupt. Gabriel Urrutia als Papageno und Eva Bauchmüller als Papagena machen das aber auch sehr schön und emotional. Daneben verdienen sich Antje Bitterlich als Königin der Nacht und Henrike Jacob als deren Tochter Pamina Bestnoten. Ein zauberhafter Opernabend, der selbst „Nicht-Opernfans“ überzeugen könnte, den Weg ins Theater zu finden, auch weil die Sängerinnen und Sänger immer wieder die komischen Seiten des Lebens betonen.

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