Chuck Ragan – Guinness, Schweiß und Rock ‚n‘ Roll

Chuck Ragan gab alles in der ausverkauften Sputnikhalle. (Foto: Michael Wietholt)
Chuck Ragan gab alles in der ausverkauften Sputnikhalle. (Foto: mw)

Wie könnte man den International Stout Day (ja, den gibt‘s wirklich!) besser feiern als mit zwei Stimmen, deren charakteristische Klangfarbe sichtlich vom Genuss des ein oder anderen Getränks geprägt ist? In der Sputnikhalle geben sich an diesem Abend gleich zwei Paradebeispiele handgemachter, ehrlicher Gitarrenmusik die Ehre: Zwei Männer, zwei Gitarren, eine Mundharmonika und erdige Musik mit reichlich Energie und einer Mischung aus Folk, Singer/Songwriter und ordentlich Punkrock-Attitüde.

Los geht es recht pünktlich um kurz nach 20 Uhr mit der ersten positiven Überraschung des Abends. Opener Matze Rossi, manchen vielleicht noch aus früheren Tagen als Senore Matze Rossi bzw. Frontmann der Schweinfurter Punkband Tagtraum (deren Basser Jörg Holdinghausen auch schon für Wir sind Helden in die tiefen Saiten griff) bekannt, überzeugt mit deutsch- und englischsprachigen Singer-/Songwriter-Stücken und rauer Stimme. Nur der Versuch, in bester Kneipengig-Manier ganz unverstärkt einen Mitsing-Song anzustimmen, scheitert am etwas zu kommunikationsfreudigen Publikum. Trotz des großen Mitteilungsbedürfnisses der gut 700 Gäste kommen die melancholisch-nachdenklichen, mit größter Inbrunst vorgetragenen Stücke recht gut an und zumindest die ersten Reihen lassen sich schließlich doch noch zum Mitmachen animieren. Spätetens nach einer kleinen Mundharmonika-Einlage vom Hauptact des Abends hat Rossi dann den Großteil des Publikums auf seiner Seite.

Ein-Zwei Döschen Guiness standen auch parat, passend zum International-Stobt-Day. (Foto: Michael Wietholt)
Ein-Zwei Döschen Guinness standen auch parat, passend zum International-Stobt-Day. (Foto: mw)

Nach einer halbstündigen Pause sind dann die Temperaturen in der Halle kalifornisch genug, um Chuck Ragan auf die Bühne zu locken, wo zur Feier des Tages (und zur Freude des Künstlers) schon gekühltes Guinness in Dosen bereit steht. Dass der Kalifornier kein Freund halber Sachen ist, wird schon beim ersten Song klar: Weder Stimmbänder noch Gitarre werden geschont, was an diesem Abend noch die ein oder andere Gitarrensaite mit dem Leben bezahlen muss. Glücklicherweise gibt es im Publikum hilfreiche Geister, die unter Applaus die zerrissenen Drähte wechseln.

Grundsympathisch und bodenständig ackert sich Ragan mit vollem Körpereinsatz durch eine bunte Mischung von eigenen Songs aus allen Schaffensphasen, Liedern seiner Band Hot Water Music und Coverstücken einiger Wegbegleiter. Gegen Ende des Sets kommt auch Matze Rossi noch einmal für einige gemeinsame Stücke auf die Bühne. Hier hätte vielleicht die ein oder andere Probe im Vorfeld gut getan, wobei natürlich gerade das Unperfekte den besonderen Charme der gemeinsamen und ausgesprochen unterhaltsamen Performance ausmacht.

Matze Rossi und Chuck Ragan. (Foto: Michael Wietholt)
Matze Rossi und Chuck Ragan. (Foto: mw)

Aufgrund der nicht gerade materialschonenden Spielweise bleibt zum Ende des gemeinsamen Sets nur noch eine Gitarre für das destruktive Duo übrig, die unter Beifall des Publikums und Gelächter aller Beteiligten kurzerhand gemeinsam bearbeitet wird. Nach fast zwei Stunden schweißtreibendster Show, einigen Zugaben und Anekdoten von Touren und vorherigen Zwischenstopps in Münster ist es dann endlich Zeit für ein Handtuch, trockene Kleidung und das wohlverdiente Feierabendguinness. Und eine mindestens ebenso wohlverdiente Ruhepause für zwei geschundene Gitarren.

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