Barockfest „ReTour“ beginnt mit Geburtstagsgrüßen

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Das Eröffnungskonzert zum 4. ReTour Festival im Erbdrostenhof. (Foto: ml)

Wie war das eigentlich mit Geburtstagsfeiern für Angestellte am Hofe Friedrichs II. von Preußen, des Königs, der bei seinen privaten Abendkonzerten höchst selbst als Flötist aufzutreten pflegte?

Im gut besuchten Erbdrostenhof war das Eröffnungskonzert der vierten Auflage des „ReTour“-Festivals ganz dem 300. Geburtstag des Hofcembalisten Friedrich II., Carl Philipp Emanuel Bach, gewidmet. Verspielt und voller Leichtigkeit, virtuos und ausdrucksstark interpretierte das international besetzte siebenköpfige Ensemble „Afflato“ Werke des „Geburtstagskindes“ sowie seines Taufpaten Georg Philipp Telemann und einiger seiner Kollegen am Hofe des Preußenkönigs, darunter dessen Flötenlehrer Johann Joachim Quantz.

Gleich zu Beginn verwoben sich die warmen Klänge der Traversflöte von Miho Shirai und der perlenden Blockflöte von Anne-Katrin Sandmann in Quantz´ Triosonate C-Dur in zarter Intensität und perfekter Harmonie, während Stela Bekirovas Barockoboe in wunderschönem, vollem Klang mit C. Ph. E. Bachs Sonate G-moll für Oboe und Basso continuo die Wände des Saals zu durchdringen schien. Cembalistin Ada Tanir und Barockcellist Felix Zimmermann waren dabei der sichere Grund, auf dem das Ensemble mit großem Respekt voreinander sein Können entfaltete und dem Publikum Momente leuchtender Schönheit und Innigkeit schenkte.

Dass ein Cembalo immer gleich laut klingt, mag zwar objektiv korrekt sein. Durch versierten Einsatz einer profunden Bandbreite barocktypischer Artikulationen ließ Ada Tanir die Sonate für Cembalo Solo von C. Ph. E. Bach jedoch durchaus dynamisch sehr differenziert wirken. Das können nur die Besten! Und wer Seung-Ho Chois ausdrucksstarkem, volltönenden und überaus sicherem Countertenor hat lauschen dürfen, mit dem er Oden von Bach und eine Kantate von Johann Adolf Hasse vortrug, in dem mag sich Verständnis dafür regen, dass zur Erlangung eines solch unvergleichlichen Instruments einst Knaben ihre Männlichkeit ließen.

Einzig Nadja Choi schien ihrem sehr sicheren Sopran nur mit kleiner Begleitung vollends zu trauen; erst in Telemanns Kantate „Die Zeit“ leuchtete ihre Stimme frei und unverhaucht. Ovationen.

Mehr Bilder gibt es hier.

(Vera Pashmin)

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