Besser oktavversetzt als strafversetzt

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Cellist Lutz Wagner, Flötistin Friederike Wiechert und Pianistin Annette Strotmann sprangen für einen erkrankten Musiker ein. ( Foto: CCO)

Sich die Zeit und Muße zu nehmen, während in der Vorweihnachtszeit so viele Menschen durch die Stadt laufen, einfach abzubiegen und in den Rathausfestsaal zu gehen und der Musik zu lauschen, ist vielleicht der richtige Weg, mit Weihnachten ins Reine zu kommen. Am Donnerstag gab es das 2. Rathauskonzert  und es stand – um beim Thema zu bleiben – nicht unter einem guten Stern.

Denn Pianist Wolfgang Wiechert ist erkrankt. Cellist Lutz Wagner und Flötistin Friederike Wiechert mussten am Morgen den ganzen Plan umwerfen. Statt Kuhlau und Kodaly nun also Bach und Beethoven mit der „Ersatzpianistin“ Annette Strotmann. Während das Bühnenlicht den Rathausfestsaal in goldenes Licht taucht, beginnt es tatsächlich etwas langweilig mit Händels Oratorium Judas Maccabäus, besser bekannt als „Tochter Zion, freue Dich“. Beethoven hat über das Thema zwölf Variationen für Klavier und Cello komponiert. Aber das Auditorium schien nachsichtig, vielleicht mische sich auch ein bisschen Schicksalsgläubigkeit hinein, nach dem Motto „wir können es ja eh nicht mehr ändern, also nehmen wir das, was geboten wird.“ Doch schon als Frederike Wiechert auf ihrer Querflöte spielte, konnte man merken, dass keineswegs nur ein tristes Ersatzprogramm abgespielt wird. Und noch vor der Pause verstärkten Cellist Wagner und Pianistin Strotmann mit einer lebhaften Interpretation von Robert Schumanns „Fünf Stücken im Volkston“ diesen Eindruck. Nach der Pause erklärte Wiechert das nachfolgende Stück von Luciano Berio: „Ein französischer Komponist hat darüber einst gesagt, dass er sich vorstelle, wie Italiener wild diskutieren, bis keiner mehr den an deren verstehe.“ Ja, so kann man es auf eine kurze Formel bringen. „Oktavversetzt“ nennt Wiechert das und spielt einfach mal. Das ist schon beeindruckend – aber würde man sich davon einen Tonträger zulegen? Als Live-Version ist es hingegen klasse.  Den Abschluss bilden Klavier und Cello, und der ist mal richtig gut – emotional, schnell, langsam, ruhig, stürmisch, Rebecca Clarke ist alles – impronistische Musik von richtig guten Musikern.

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