Album-Review: Donots – „Lauter als Bomben“

Die Donots melden sich mit ihrem neuen Album "Lauter als Bomben" zurück. (Foto: Dennis Dirksen)
Die Donots melden sich mit ihrem neuen Album „Lauter als Bomben“ zurück. (Foto: Dennis Dirksen)

Am Freitag erscheint das neue Donots-Album „Lauter als Bomben“. Nachdem wir die grundsympathischen Punkrocker schon für ein ausführliches Interview in ihrem „Heavy-Kranich“-Studio besuchen durften, riskieren wir passend zur Veröffentlichung das ein oder andere Ohr und nehmen uns die neue Platte mal gründlich vor. Mit ein wenig Glück könnt ihr das neue Album bei uns gewinnen – inklusive der Live-DVD des 1000. Konzerts. Schaut einfach morgen mal auf unsere Facebook-Seite.

Der Titel „Lauter als Bomben“ verleitet schon einmal zu der Annahme, dass es laut und politisch wird. Keine grundsätzlich verkehrte Annahme, nehmen die Donots doch ihre politische Verantwortung sehr ernst und setzen auf unterschiedlichsten Protestveranstaltungen gerne Zeichen gegen Intoleranz, Rassismus und Ungerechtigkeit. Außerdem machte ein großes Banner, dass die Bühnen der letzten Tour zierte, sehr deutlich, wie wenig die Band von rechtsradikalen Strömungen hält. Ein kleines Stück besagter Bühnendeko liegt übrigens als besonderes Gimmick der limitierten Version des Albums bei. „Lauter als Bomben“ aber als reines Polit-Punk-Album zu sehen, wird der Bandbreite dieser Band jedoch in keiner Weise gerecht.

Direkt zum Start bringt „Geschichten vom Boden“ den geneigten Hörer in die passende Underdog-Stimmung und ist auch bestens geeignet, einen wilden Abend in den zwielichtigeren Ecken der Stadt einzuläuten, solange die noch nicht ganz der Gentrifizierung zum Opfer gefallen sind – oder dann erst recht! Natürlich kommen mit Stücken wie „Keiner kommt hier lebend raus“ und „Rauschen (auf jeder Frequenz)“ besagte politische Statements nicht zu kurz. Klug beobachtet wird aktuellen politischen und gesellschaftlichen Strömungen schonungslos der Spiegel vorgehalten, allerdings nicht, ohne einen Gegenpol zu setzen. Und das ist auch das Bemerkenswerte an den Texten des neuen Albums. Es wird nicht nur protestiert und „nein“ gesagt, sondern vielmehr allem, was die Gesellschaft kaputt macht, eine positive Energie entgegengesetzt.

Auch musikalisch herrscht neben der typischen rauen Punkrock-Attitüde vor allem eine fröhliche, fast schon optimistische Grundstimmung vor. Melodien kommen keineswegs zu kurz, die Gitarren harmonieren hervorragend und auch die bandtypischen mitsing-kompatiblen Refrains sind – noch ausgefeilter als auf den letzten Alben – reichlich vorhanden. Auf der melancholischen Seite steht mit „Aschesammeln“ ein Song, der nachdenklich stimmt und lange im Ohr bleibt, auch wenn er vielleicht einen zweiten oder dritten Durchgang braucht, um sich wirklich festzusetzen. Auch „Alle Zeit der Welt“ schlägt von der Stimmung her in eine ähnliche Kerbe und gönnt dem Zuhörer eine kleine Verschnaufpause mit passenden Melodien für einen verregneten Nachmittag „Whatever Forever“ hingegen hat das Zeug zum Moshpit-Klassiker und bringt in knapp zwei Minuten den Kreislauf wieder in Schwung.

Dass ein bisschen Nostalgie nicht schadet, haben die Donots schon auf der letzten Platte mit ihrer Hymne an den Hansaring bewiesen. „Das Dorf war L.A.“ geht noch einen Schritt weiter zurück und spricht wohl jedem aus der Seele, der abseits der Großstadt Teil einer musikalischen Subkultur war oder ist. Nahtlos schließt sich „Eine letzte letzte Runde“ an – eine Hymne für alle, die gerne mit Freunden bei einem letzten – aber jetzt auch wirklich allerletzten! – Getränk den Sonnenaufgang durch Kneipen-, Clubraum- oder Kellerfenster betrachten. Und sicherlich der richtige Song, wenn am Hansaring wieder der Zapfhahn zur letzten Runde kräht.

„Gegenwindsurfen“ erinnert an die besseren Stücke der deutschen Crossover-Legende Such A Surge. Wenn es einen dann bei eben besungener Freizeitbeschäftigung doch mal vom Brett hauen sollte, folgt mit „Apollo Creed“ die passende Aufbaukur samt Durchhalteparole. Fein eingetrötet setzt „Der Trick mit dem Fliegen“ das Thema in einem deutlich raueren, sehr authentischen Proberaum-Sound fort, der dem Stück und der Stimmung sehr gut tut. Um Zwischenmenschliches und den eigenen Platz in der Welt dreht es sich schließlich bei „Das alles brauch ich jetzt“ und vor allem bei „Heute Pläne, morgen Konfetti“, dem würdigen Abschluss des Albums.

Der viel diskutierte Sprachwechsel hin zu deutschsprachigen Texten, der schon mit der letzten Platte „Karacho“ begonnen wurde, war sicherlich eine der besten Entscheidungen der Bandgeschichte. Das Spiel mit der Sprache und mit Anspielungen auf Filme und Literatur macht hörbar Spaß und es ist eine deutliche Entwicklung seit dem letzten Album zu erkennen. Viel angekommener, viel gereifter klingen die Texte, es stellt sich ein Gefühl des Angekommenseins ein. Hut ab! Eine mutiger und sicherlich nicht einfacher Schritt, der sich gelohnt hat.

Auch die Investition in ein eigenes Studio war in jedem Fall eine gute. Man merkt den Stücken an, dass sie Zeit zum Reifen hatten, ohne den Charme einer spontanen Proberaum-Idee zu verlieren. Der Sound ist so druckvoll, wie er bei einer ordentlichen Rock’n‘ Roll-Scheibe sein sollte, wobei jedoch die Transparenz und Verständlichkeit der einzelnen Stimmen nicht zu kurz kommen. Der Bass knurrt erfreulich rotzig und setzt sich sehr angenehm durch, während er mit den Drums ein solide drückendes Fundament bildet – man höre sich nur mal den Anfang von „Keiner kommt hier lebend raus“ an! Auch die Gitarren arbeiten schön differenziert zusammen, einige Melodien gehen gar ins Stadionhafte und machen sich sicherlich auch auf den großen Festivalbühnen ganz hervorragend. Alles in allem eine sehr runde Platte, die nicht so schnell vom Plattenteller oder aus der Lieblings-Playlist verschwinden wird. Also schön aufdrehen – am besten „Lauter als Bomben“!

Gewinnspiel

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